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4. Gesamttreffen von Willkommen in Wermelskirchen am 4.7.2016

Bestimmt 150 Per­so­nen sind am Mon­tag Abend der Ein­la­dung zum 4. Tref­fen der Initia­ti­ve in das Ev. Gemein­de­haus Markt gefolgt.

Cor­ne­lia Seng mach­te in einer kur­zen Anspra­che deut­lich, was “Will­kom­mens­kul­tur” bedeu­tet und wofür die Initia­ti­ve steht. (Wort­laut sie­he unten)

Anschlie­ßend wur­de in kur­zen Berich­ten die Arbeit vor­ge­stellt. Rei­nald Rüsing und Elke Miel­ke berich­te­ten über das gro­ße Enga­ge­ment in Dhünn und Dabring­hau­sen rund um die Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen in den Mehr­zweck­hal­len.

Ursu­la Nico­la-Hes­se ermu­tig­te zum Men­to­ring. Auch begrenz­te Auf­ga­ben in der Beglei­tung einer Flücht­lings­fa­mi­lie sind mög­lich. Wich­tig ist, dass mög­lichst vie­le Kon­tak­te zwi­schen alten und neu­en Nach­barn ent­ste­hen.

Bei den Sprach­kur­sen wird jeweils im Team unter­rich­tet, so dass für nie­man­den die Auf­ga­be zu groß wird.

Wer ger­ne mit Kin­dern arbei­tet, ist im Team der Lern­pa­ten an der Schwa­nen­schu­le will­kom­men. Für das nächs­te Schul­jahr wird Unter­stüt­zung gebraucht.

Von dem neus­ten Pro­jekt der Initia­ti­ve berich­te­te Bijan Gola­bi: In der Lui­sen­stra­ße soll eine Fahr­rad­werk­statt ent­ste­hen. Gemein­sam Fahr­rä­der zu repa­rie­ren und flott zu machen ist das Ziel. Hier wer­den hand­werk­lich geschick­te Leu­te noch drin­gend gesucht.

Über­haupt war viel von Gemein­sam­keit zu spü­ren an die­sem Abend: Auch die “neu­en Nach­barn” waren zahl­reich ver­tre­ten. Mit­ein­an­der zu leben in der Viel­falt der Spra­chen und Kul­tu­ren, das ist das Ziel der Initia­ti­ve.

Am Ende des Tref­fens muss­te Dr. Hou­sam Dar­wish ver­ab­schie­det wer­de. Er hat seit Okto­ber ver­gan­ge­nen Jah­res als Men­tor im Sozi­al­amt gear­bei­tet. Mit sei­ner gro­ßen sprach­li­chen Kom­pe­tenz und sei­ner freund­li­chen Art hat er vie­le alte und neue Nach­barn zusam­men­ge­bracht. Cor­ne­lia Seng dank­te ihm herz­lich für die gro­ße Unter­stüt­zung, dem Anlie­gen der Initia­ti­ve ent­spre­chend Men­schen in Wer­mels­kir­chen will­kom­men zu hei­ßen. Dr. Dar­wish wird eine For­schungs­auf­ga­be an der Uni­ver­si­tät in Köln über­neh­men. Wir las­sen ihn nur ungern zie­hen! (Auch sei­ne Dan­kes­re­de fin­den Sie unten.)

Wofür wir ste­hen: Will­kom­mens­kul­tur in Wer­mels­kir­chen

Rede von Cor­ne­lia Seng

Herz­lich Will­kom­men heu­te Abend!

Es ist das ers­te „gro­ße“ Tref­fen in die­sem Jahr. Wir haben viel gear­bei­tet und vie­les mit­ein­an­der erlebt. Wie es seit Okto­ber 2014 gewor­den ist, soll heu­te Abend vor­ge­stellt wer­den, anhand des neu­en Fly­ers und in per­sön­li­chen Berich­ten.

Am Beginn der Initia­ti­ve stan­den Wor­te der Bibel, die Chris­ten ermu­ti­gen, sich der Frem­den anzu­neh­men. Jesus sagt: “Ich bin ein Frem­der gewe­sen und ihr habt mich auf­ge­nom­men.” (Mat­thä­us 25,35)

Damals waren wir uns schnell einig, dass das Mot­to „Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen“ am bes­ten aus­drückt, wofür wir ste­hen.

Damals sprach man von einer „Will­kom­mens­kul­tur“ in Deutsch­land. Am Haupt­bahn­hof in Mün­chen wur­den Flücht­lin­ge mit Fähn­chen und Was­ser­fla­schen begrüßt.

Das ist mehr als ein Jahr her. Was ist in unse­rem Land davon geblie­ben?

In den letz­ten Mona­ten ist viel von der Angst vor Über­frem­dung die Rede. Euro­pa baut Zäu­ne, Euro­pa schließt Ver­trä­ge mit der Tür­kei aus Angst vor zu hohen Zuwan­de­rungs­zah­len.
Poli­ti­ker haben Angst vor der Stim­mungs­ma­che mit Frem­den­feind­lich­keit.

Aber ist das wirk­lich so, dass die meis­ten Men­schen hier die­se Abschot­tung und Abschie­bung wol­len?
Bringt das etwas, vor dem Elend und der Not vie­ler Men­schen in der Welt ein­fach die Augen zu zu machen?
Gibt es nicht immer noch ganz vie­le Men­schen in unse­rem Land, die mit uns in der Zuwan­de­rung eine gro­ße huma­ni­tä­re Auf­ga­be sehen und zuver­sicht­lich „Will­kom­men“ sagen?

Aber was mei­nen wir, wenn wir „Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen“ sagen? Was besagt der Begriff von der „Will­kom­mens­kul­tur“?

Vor ein paar Wochen war ich in den USA. Zu einem Tref­fen von Pfar­rern und Pfar­re­rin­nen im Bun­des­staat Wis­con­sin, nord­west­lich von Chi­ca­go.
Das Wochen­en­de habe ich in einer Gemein­de der United Church of Christ in einer klei­nen Stadt ver­bracht. Im Got­tes­dienst am Sonn­tag soll­te ich mich vor­stel­len und über unse­re Flücht­lings­ar­beit berich­ten. Die Ame­ri­ka­ner beob­ach­ten sehr genau, wie Euro­pa mit den Flücht­lin­gen umgeht. „In unse­rer Gemein­de wäh­len vie­le Donald Trump“, warn­te mich die Pfar­re­rin, bei der ich zu Gast war. Okay. — Ich habe von „Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen“ berich­tet. Und von den vie­len berei­chern­den Begeg­nun­gen mit Men­schen aus ande­ren Län­dern. „We stand up for refu­gees“, habe ich gesagt. „To stand up for someone“ ist im Deut­schen am bes­ten zu über­set­zen mit „für Flücht­lin­ge ein­ste­hen“, uns „vor“ sie stel­len. — Das bedeu­tet für mich „Will­kom­mens­kul­tur“:

Wir neh­men Men­schen, die in ihren Hei­mat­län­dern unver­schul­det in Not gera­ten sind, freund­lich und respekt­voll auf. Und las­sen sie an unse­rem Leben teil­neh­men.

„Will­kom­mens­kul­tur“ in die­sem Sin­ne ist aber nicht nur ein inner­christ­li­ches Ding.
Sie ist eine Ver­pflich­tung unse­res Grund­ge­set­zes.

Arti­kel 1 unse­res Grund­ge­set­zes lau­tet:

„Die Wür­de des Men­schen ist unan­tast­bar.“

Nach den Schre­cken des Zwei­ten Welt­kriegs und dem bösen Geist der Nazi-Zeit war den Vätern und Müt­tern die­ser Bun­des­re­pu­blik das als unum­stöß­li­che Grund­la­ge unse­res Zusam­men­le­bens wich­tig.

Für Chris­ten ist das ein­fach zu akzep­tie­ren, „son­nen­klar“: Die Wür­de jedes Men­schen ist im Schöp­fungs­glau­ben begrün­det, jeder Mensch ist „geschaf­fen als Eben­bild Got­tes“ (1.Mose 1,27).

Die Wür­de des Men­schen lässt sich aber genau­so gut huma­nis­tisch oder all­ge­mein phi­lo­so­phisch begrün­den.

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Der gan­ze Arti­kel 1 des GG lau­tet aber:

„Die Wür­de des Men­schen ist unan­tast­bar.
Sie zu ach­ten und zu schüt­zen ist Ver­pflich­tung aller staat­li­chen Gewalt“.

Aber Flücht­lin­ge und Asyl­su­chen­de erle­ben die neu­en behörd­li­chen Maß­nah­men und poli­ti­schen Rege­lun­gen oft als immer neue Hin­der­nis­se. Es wer­den ihnen immer wie­der Stei­ne in den Weg gelegt, die das Ankom­men in einem nor­ma­len Leben in Deutsch­land behin­dern.

So erhal­ten z. B. nach dem neu­en Asyl­ver­fah­rens­be­schleu­ni­gungs­ge­setz vom 24. Okto­ber 2015 auch Men­schen aus den Kriegs­ge­bie­ten in Syri­en und dem Irak nur noch „sub­si­diä­ren Schutz“ statt einer Aner­ken­nung, wie das bis­her üblich war.

Ohne dass sich in die­ser Zeit am Krieg in Syri­en etwas geän­dert hat!

„Sub­si­diä­rer Schutz“ bedeu­tet unter ande­rem, dass der Fami­li­en­nach­zug in die­ser Zeit aus­ge­setzt ist. Fami­li­en­vä­ter kön­nen ihre Fami­li­en nicht auf lega­lem Weg nach­kom­men las­sen. Gera­de Frau­en mit klei­nen Kin­dern sind im Kriegs­ge­biet zurück­ge­blie­ben. Wie sol­len die jun­gen Väter ihr Leben hier in Deutsch­land auf­neh­men, mit der Sor­ge um ihre Fami­li­en?

Damals, im Som­mer 2015, hat selbst die Kanz­le­rin gesagt, Dub­lin III sei geschei­tert. Dub­lin III ist die euro­päi­sche Rege­lung, nach der ein Asyl­be­wer­ber in dem Land der EU bis zum Abschluss sei­nes Asyl­ver­fah­rens blei­ben muss, das er zuerst betre­ten hat. Dass das nicht funk­tio­nie­ren kann, weil Grie­chen­land und Ita­li­en allei­ne damit völ­lig über­for­dert sind, leuch­tet jedem sofort ein.
Trotz­dem bekom­men vie­le Men­schen gera­de in der letz­ten Zeit den Bescheid über die Ableh­nung ihres Asyl­ver­fah­rens hier in Deutsch­land, weil sie in Ita­li­en oder Ungarn schon regis­triert sei­en. Gera­de Ita­li­en und Ungarn neh­men aber gar kei­ne Asyl­be­wer­ber zurück. War­um soll­ten sie auch?
Die Unei­nig­keit in der EU wird auf dem Rücken der Men­schen aus­ge­tra­gen. Das bedeu­tet War­ten und Unge­wiss­heit.

Im Sin­ne der Will­kom­mens­kul­tur sagen wir:

Alle Men­schen, die län­ger als ein hal­bes Jahr in Deutsch­land sind, soll­ten Zugang zu Sprach­kur­sen und Arbeits­mög­lich­kei­ten haben, die ihnen ein eigen­stän­di­ges Leben ermög­li­chen und eine Zukunfts­per­spek­ti­ve eröff­nen.

„Angst macht blind.“ — „Angst ist ein schlech­ter Rat­ge­ber.“ — Leh­rer wis­sen: Angst ver­hin­dert das Ler­nen, weil Angst ein­schnürt, eng macht, einem den Atem nimmt.
Auch „Frem­den­angst“ behin­dert das Leben, es kann sich nicht in all sei­nem Reich­tum ent­fal­ten.

Wie berei­chernd kann dage­gen das freund­li­che auf­ein­an­der Zuge­hen sein!

Vor ein paar Wochen habe ich in einem Kreis älte­rer Frau­en der Kir­chen­ge­mein­de über „Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen“ berich­tet. Ich habe auch ein eini­ge der jun­gen Flücht­lings­frau­en dazu ein­ge­la­den. „Die tra­gen ja Kopf­tuch“, haben zu Beginn die ein­hei­mi­schen Frau­en besorgt geflüs­tert. Eine gute Stun­de saß man sich am Tisch gegen­über, lächel­te sich an. So gut es ging, wur­den auch ein paar Wor­te gewech­selt.
Vori­ge Woche habe ich eine unse­rer alten ein­hei­mi­schen Frau­en in der Stadt getrof­fen. Sie strahl­te über das gan­ze Gesicht. „Frau Seng, wenn die jun­gen Frau­en mich jetzt auf der Stra­ße sehen, win­ken die schon von Wei­tem und kom­men und neh­men mich in den Arm. Das tut denen doch auch gut.“ Dass es ihr sel­ber auch gut tut, war ihr anzu­se­hen.

Die­se berei­chern­de Erfah­rung haben in dem ver­gan­ge­nen Jahr vie­le Men­schen hier in Wer­mels­kir­chen gemacht.
Das freund­li­che Mit­ein­an­der tut uns sel­ber gut. Die­se Viel­falt berei­chert uns.

Das kann man erfah­ren, das kann man ler­nen. Mit­ein­an­der zu leben tut gut. Wir Men­schen sind dafür bestimmt, freund­lich und respekt­voll mit­ein­an­der zu leben. Auch mit kul­tu­rel­len Unter­schie­den.

Wir ste­hen zu einem freund­li­chen Mit­ein­an­der in der Viel­falt der Kul­tu­ren.
Ein freund­li­ches Mit­ein­an­der in kul­tu­rel­ler Viel­falt tut (uns) gut.

Paul Zuleh­ner, ein katho­li­scher Theo­lo­ge aus Öster­reich, hat ein Buch geschrie­ben mit dem Titel: „Ent­ängs­tigt euch! Die Flücht­lin­ge und das christ­li­che Abend­land“.
Er weist dar­auf hin, dass das Neue Tes­ta­ment in der Weih­nachts­bot­schaft beginnt mit der Auf­for­de­rung: „Fürch­tet euch nicht!“

Ein ande­rer Spruch aus der Bibel lau­tet: „Furcht ist nicht in der Lie­be, son­dern voll­kom­me­ne Lie­be ver­treibt die Furcht.“ (1. Joh. 4,17)
Chris­ten sind auf­ge­ru­fen, das Leben zuver­sicht­lich zu gestal­ten, ent­spre­chend dem was Jesus gesagt hat.

Zu einer Will­kom­mens­kul­tur gibt es kei­ne ver­nünf­ti­ge Alter­na­ti­ve!

Die­se Zuwan­de­rung ist berei­chernd, wir soll­ten sie zuver­sicht­lich gestal­ten.

Sie ist eine Berei­che­rung für das Mit­ein­an­der in unse­rer Stadt. Die jun­gen Leu­te wer­den unse­rer Wirt­schaft gut tun und der Über­al­te­rung unse­rer Gesell­schaft ent­ge­gen­wir­ken.

Übri­gens: In Ame­ri­ka, nach mei­ner kur­zen Rede über „Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen“ in der Gemein­de mit den „Trump-Wäh­lern“, hat mir eine Frau spon­tan 500$ für unse­re Arbeit in die Hand gedrückt. Auch in Ame­ri­ka gibt es Men­schen, die unser Anlie­gen mit­tra­gen!

Ich dan­ke Ihnen allen.
Dan­ke, dass wir hier in Wer­mels­kir­chen gemein­sam in die­sem Sin­ne unter­wegs sind!

Rede von Hou­sa­med­den Dar­wish

Vor fast 2 Jah­ren bin ich mit mei­ner Frau in Deutsch­land ange­kom­men. Wir waren nicht wirk­lich Men­schen, wir waren nur Flücht­lin­ge, die nach Sicher­heit such­ten. Nach der Ankunft in Wer­mels­kir­chen, haben wir ver­sucht, einen neu­en Start oder ein neu­es Leben zu haben. Am Anfang, war das schwer und viel­leicht ganz unmög­lich, die Men­schen in WK sahen sehr kon­ser­va­tiv aus. Aber Schritt für Schritt, haben wir uns mit freund­li­chen Leu­ten getrof­fen: Rein­hild Prinz, Harald Ber­ger­hoff, Bri­git­te Krips … etc.

Aber der wirk­li­che Wen­de­punkt war die Geburt von die­ser tol­len Initia­ti­ve „Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen“. „Thanks to die­ser Initia­ti­ve waren wir nicht mehr nur Flücht­lin­ge, die viel Hil­fe brau­chen, son­dern wir waren auch Men­schen, die Freun­de und glei­che Part­ner sein kön­nen. Wir hat­ten die Chan­ce nicht nur viel Hil­fe zu bekom­men, son­dern hat­ten auch die Chan­ce gute und nor­mal sozia­le Bezie­hun­gen zu haben. Ich möch­te hier eine kur­ze Geschich­te erzäh­len: Nach unse­rem Umzug in eine Woh­nung oder Haus, haben wir einen Brief bekom­men. Ich möch­te die­sen Brief vor­le­sen, weil er den Geist von „WKIWK“ dar­stellt und von der Will­kom­mens­kul­tur zeugt:

Dear neigh­bors from Syria!
Wel­co­me in our city Wer­mels­kir­chen. I hope you feel at home here.
If you have any ques­ti­ons or need any­thing you can feel free to cont­act me. My name is Lot­te Vom stein and I live in Lin­den­weg 26. It is not so far away from you.
You don’t need to be afraid becau­se I am wil­ling to help you.
Your sin­ce­re­ly

Am Ende, möch­te ich sagen dass die Will­kom­mens­kul­tur von wkiwk nicht nur super ist im Will­kom­men sagen für die Flücht­lin­ge, sie ist auch super und klar in ihren Tun.
Wenn ich jeman­dem von die­ser Initia­ti­ve dan­ke, sagt er oder sie nor­ma­ler­wei­se: „nichts zu dan­ken“, aber für mich es gibt viel, viel zu dan­ken. Dan­ke­schön, dass ich mit­ma­chen durf­te in die­ser fan­tas­ti­schen Initia­ti­ve.

Ab Mor­gen ver­su­che ich ein Köl­ner zu sein, aber ich wer­de für immer ein Wer­mels­kir­che­ner blei­ben!

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Ihr redet immer davon, wer ein Recht haben soll hierhin zu flüchten

Ich sage euch…

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Nach­dem ich heu­te mor­gen wie­der unter Begleit­schutz von Bul­bul mei­ne Mor­gen­run­de gelau­fen bin und mich mit ihm wie­der über die Gewalt und den Ter­ror unter­hal­ten habe, ver­öf­fent­lich­te er in Face­book ein Video, was einen der Grün­de sei­ner Flucht zeigt

Gewalt des Staa­tes 

Dazu schrieb am sie­ben­und­zwan­zigs­ten April Zwei­tau­send­sech­zehn die www.taz.de fol­gen­den Kom­men­tar

“Fata­le Dyna­mik der Gewalt
In Ban­gla­desch wer­den Zivi­lis­ten ermor­det. So sol­len Men­schen, die einen libe­ra­len Islam pfle­gen, in Rich­tung Isla­mis­mus gezwun­gen wer­den.

Säku­la­re und libe­ra­le Ver­tre­ter der Zivil­ge­sell­schaft von Ban­gla­desch sind seit Mona­ten Ziel einer bru­ta­len Mord­kam­pa­gne. Zuerst traf es Blog­ger, dann Ver­le­ger, Stu­den­ten, Pro­fes­so­ren und jetzt den ers­ten Schwu­len­ak­ti­vis­ten. Seit 2013 kur­sie­ren Todes­lis­ten.

Schon meh­re­re Men­schen, deren Namen sich dar­auf fin­den, wur­den mit Mache­ten zer­hackt. Die Mor­de sol­len eine gan­ze Gesell­schaft von 160 Mil­lio­nen Men­schen, die mehr­heit­lich einen libe­ra­len Islam pfle­gen, ein­schüch­tern und in eine isla­mis­ti­sche Rich­tung zwin­gen.

Die­se ter­ro­ris­ti­sche Gewalt trifft auf ein gesell­schaft­li­ches Kli­ma und eine poli­ti­sche Kul­tur, in der poli­ti­sche Gewalt ver­brei­tet ist. Ihrer bedie­nen sich auch die bei­den größ­ten und bis in die Füh­rungs­spit­ze per­sön­lich ver­fein­de­ten Par­tei­en.

Zugleich blei­ben die Gewalt­op­fer allein und unge­schützt. Sich öffent­lich für bedroh­te Grup­pen und Indi­vi­du­en aus­zu­spre­chen, traut sich kaum noch jemand, weil dann die rea­le Gefahr besteht, als Nächs­tes bedroht oder ermor­det zu wer­den. Die poli­ti­schen Mor­de wer­den in der Regel nie auf­ge­klärt, weil die poli­ti­schen Kon­tra­hen­ten dar­an kein wirk­li­ches Inter­es­se haben. Denn für sie ist die Gewalt nütz­lich.

Die Opfer brau­chen Schutz
Die Oppo­si­ti­on, die selbst mit gewalt­tä­ti­gen Isla­mis­ten pak­tiert und sich nie von deren Gewalt distan­ziert, wirft der Regie­rung vor, unfä­hig bei der Ver­hin­de­rung der Mor­de zu sein. Die regie­ren­de Awa­mi-Liga ihrer­seits schiebt die Gewalt der Oppo­si­ti­on in die Schu­he und ver­sucht die­se so zu dis­kre­di­tie­ren. Gleich­zei­tig weist die Regie­rung gebets­müh­len­ar­tig alle Selbst­be­zich­ti­gun­gen des Ter­ror­netz­werks Isla­mi­scher Staat (IS) zurück.

Für die Regie­rung wäre die Akti­vi­tät des IS im Land ein Anse­hens­ver­lust und gro­ßer Image­scha­den. Und dann könn­te die Oppo­si­ti­on natür­lich auch nicht mehr so leicht für die Gewalt ver­ant­wort­lich gemacht wer­den. Für die poten­zi­el­len Opfer ist das neben­säch­lich, sie brau­chen Schutz und ein Ende der Straf­lo­sig­keit.”

Ich kann ver­ste­hen, wenn man in so einem Land nicht leben möch­te

War­um?

Dar­um!

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump