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…take a look into the mirror

Ges­tern im Café Inter­na­tio­nal der Flücht­lings­in­itia­ti­ve “Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen” war wie üblich so eini­ges an Papier­kram zu erle­di­gen. Der jun­ge Soma­li möch­te einem Freund eine Ein­raum­woh­nung ver­mit­teln, die er an der Hand hat und weiß nicht wie, ein Afgha­ne bekam von sei­nem Vater aus Paki­stan Klei­dung per Post geschickt, aber das Paket blieb im Zoll hän­gen und nun müs­sen erst eini­ge Fra­gen an den Zoll beant­wor­tet wer­den. Dann war da noch Sus­an aus Rom, sie ist Nige­ria­ne­rin, rie­sen­groß und hat Hän­de so groß wie Brat­pfan­nen :shock: . Sie ist in Ita­li­en aner­kannt und darf somit in Euro­pa rei­sen. Wir müs­sen nun klä­ren, ob sie ihren Wohn­sitz auch nach Deutsch­land ver­le­gen darf, denn man hat ihr hier einen Job ange­bo­ten und nun braucht sie vie­le Papie­re. Rose, auch aus Nige­ria, ist uns eine gro­ße Hil­fe bei sol­chen Gesprä­chen und sie kann auch schon etwas mit der deut­schen Spra­che umge­hen. Es beein­druckt mich immer wie­der, mit wel­cher Kraft die­se Frau­en hier ankom­men und wie sich enga­giert wird. Nicht alle, aber vie­le

Mit die­sen Gedan­ken lief ich heu­te mei­ne Mor­gen­run­de

Wie­der ein­fach nach Len­nep und zurück

Mit Musik auf den Ohren

Alten Kram von den Stones und so Zeug

Es war heu­te auch ein Tag zum Grü­ßen

Alle grüß­ten

Es war schon so viel, dass ich mich irgend­wie erschreck­te

Ob das an mei­nem bun­ten Out­fit lag :ueberleg1:

Dann traf ich auf die drei älte­ren Damen mit den Nor­dic-Wal­king-Stö­cken

Sie rie­fen mir zu…

“Schon wie­der alleiiiiii­ne?”

Ja, die sind doch alle in der Arbeit oder in der Schu­le und so wei­ter. Gut, dass sie was zu tun haben und sich bil­den

Ich ver­lang­sam­te mein Tem­po, vor­aus­schau­end, dass noch wei­te­re Fra­gen kom­men

“Das ist ja toll, und wie lan­ge müs­sen siiiii­ieeee noch arbei­ten?”

Häää? Ich blieb ste­hen

Mei­ne Damen, ich wer­de in die­sem Jahr noch zwei­und­fünz­ig und arbei­te schon cir­ca seit mei­nem ein­und­vier­zigs­ten Lebens­jahr nicht mehr für Geld, davor habe ich umso mehr gear­bei­tet und gespart. Nun leben wir von mei­nen Erspar­nis­sen und haben den­noch reich­lich zu tun

“Tuschel… tuschel… tuschel UND SIE HABEN EINE SCHÖNE BUNTE HOSE AN!”

Jaaa die ist toll, wie mein Leben

Ich trab­te wie­der an und wünsch­te den Damen noch einen schö­nen Tag

Und es ging wei­ter mit der Grü­ße­rei auf der Tras­se und durch die Stadt

Über­all ging ein Arm hoch und ein “Guten Mor­gen” hall­te mir ent­ge­gen

“When you are sear­ching for that one per­son that will chan­ge your life, take a look into the mir­ror”

Rose und Sus­an haben bestimmt auch schon hin­ein­ge­schaut

In den Spie­gel

Gym­nas­tik, Obst, Joghurt und Kör­ner

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump

4 Antworten auf „…take a look into the mirror“

Ich war dabei, ges­tern Abend im Café Inter­na­tio­nal. Mit Rose und Sus­an, dem jun­gen Soma­li, Bul­bul, Gün­ther und den ande­ren. Schön beschrie­ben, Lutz. Dan­ke. Das Leben ist so poe­tisch, mit­un­ter. Eigent­lich scha­de, daß die Sprin­gers und Scha­wohls, die Reh­ses und die ande­ren so gar nichts von der Mun­ter­keit und Bunt­heit, von der frem­den Melo­die des All­tags, von der Poe­sie neu­er Kul­tu­ren mit­be­kom­men. Oder?

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