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Dürfen

“Dür­fen die denn auch mit euch da rein?”

Es ist ein lan­ger Weg

Ein sehr lan­ger Weg, bis es in den Köp­fen der Men­schen nicht mehr die und die ande­ren gibt

Heu­te eröff­ne­te in unse­rer Klein­stadt Wer­mels­kir­chen eine Land­bä­cke­rei mit ihrem neu­en Ange­bot. Vie­le Sitz­plät­ze in der Innen- und Außen­gas­tro­no­mie. Sehr schö­nes Ambi­en­te und wie an einem Eröff­nungs­tag üblich mit vie­len neu­gie­ri­gen Besu­chern. So waren auch Anja, Mar­tin, Wolf­gang und ich dort, um uns “den neu­en Laden” mal anzu­schau­en und den sonst mit­tags statt­fin­den­den Mit­tags­kaf­fe zu geneh­mi­gen. Spä­ter kam auch Chris­ti­ne mit Hos­hank vor­bei und sie setz­ten sich einen Tisch wei­ter, weil an unse­rem Tisch kein Platz mehr war.

Nach einer guten hal­ben Stun­de kam mei­ne Mut­ter vor­bei und war auch neu­gie­rig ob des neu­en Ange­bots in der Stadt und als wir uns so ganz zwang­los unter­hiel­ten, stell­te sie uns die­se Fra­ge:

“Dür­fen “die” denn auch mit euch da rein?”

Anja und ich stutz­ten — Einen Moment sprach­los, aber dann auf­klä­rend

Weist du was du da gesagt hast?

Mut­ter die­se Leu­te woh­nen hier, sie leben hier, sie arbei­ten hier und sie gehen auch in jedes Café nach ihren Wün­schen

Mei­ne Mut­ter ist bald 79 Jah­re alt und hat von der schlim­men Zeit Deutsch­lands nur als Kind etwas mit­be­kom­men, aber den­noch sind die Angst vor Frem­den und die Ungleich­stel­lung ver­schie­de­ner Men­schen­grup­pen bei ihr tief ver­wur­zelt. Sie hat es als Toch­ter eines Laden­be­sit­zers und ein­fa­che Volks­schü­le­rin, spä­ter mit einem Arbei­ter ver­hei­ra­tet, mei­nem Vater, nicht anders mit­be­kom­men. Es gab immer “die”, wel­che nicht so waren wie wir und es wur­de auch immer so dar­über gespro­chen, also ob sie nicht gleich­be­rech­tigt sei­en.

Obwohl sie unse­ren Freund Bul­bul kennt, Ous­ma­ne und Momo und Maso­od und Hos­hank schon ken­nen­ge­lernt hat und sie bei sich zu Hau­se über die Weih­nachts­ta­ge zu Besuch hat­te. Trotz­dem sind es für sie ganz tief drin­nen immer noch “die”

Es sind zwar nur Wor­te, doch die­se Wor­te drü­cken etwas aus

Es ist ein sehr lan­ger Weg, bis es in den Köp­fen der Men­schen nicht mehr die und die ande­ren gibt