Schneechaos war vorher gesagt
Um 03:30 in der Nacht schaute ich aus dem Fenster aber es regnete nur stark
Ich ging wieder ins Bett und schlief weiter
Als mich dann das IPhone um 05:30 weckte sah es allerdings anders aus
Draußen stürmte und schneite es fürchterlich
Anja hat auf Grund ihres gestrigen Sturzes einige Probleme, aber will trotzdem versuchen ein paar Kilometer zu laufen
Sie läuft gute zehn Minuten vor mir aus dem Haus
Dann starte ich und merke schon auf den ersten hundert Metern, dass es schwer wird
Ich brauche doch unverhältnismäßig viel Kraft um vorwärts zu kommen
Ziemlich weit oben auf der Friedrichstraße kommt mir Anja wieder entgegen und ist schon auf dem Heimweg
Sie macht wohl heute nur ihre “Pflicht” und keine “Kür”
Ich versuche mich im nassen schweren Neuschnee auf der Winterstrecke bis Lennep und zurück
Eine Schufterei, bei der ich jedes Jahr aufs neue darüber nachdenke, warum ich das überhaupt mache
Um anderen etwas zu beweisen?
Um mir etwas zu beweisen?
Um mir was Gutes zu tun?
Weil es so gesund ist?
Als super Training?
Weil es nicht anders geht?
Weil ich muss?
Um zufrieden zu sein?
Oder weil ich es einfach immer mache und es so ist wie es ist?
Eigentlich alles genau genommen bekloppt
Sucht euch was aus, aber behaltet es lieber für euch, denn ich weiß es ja selber nicht
Als ich auf dem Rückweg war und gerade unter den Brücken an der Trecknase in Lennep durch lief, war gerade vor mir doch tatsächlich jemand mit einem Räumfahrzeug über die Balkantrasse gefahren und hatte bis Bergisch-Born den meisten Schnee von der Balkantrasse geschoben
Das fand ich jetzt aber mal ne echte Bereicherung für mich ganz persönlich und die wenigen, zwei-drei ganz harten Radfahrer und den einen Jogger, der mir an jedem Freitag entgegenkommt
Fast freie Strecke bis Bergisch-Born und ab da allerdings wieder Tiefschnee
In Wermelskirchen angekommen waren mittlerweile alle schön mit den Schneeschiebern am Gang und vor der Kreuzung Berliner Straße — Thomas-Mann-Straße legte ich mich lang auf die Nase
Da hatte jemand mit einem Schneeschieber die Metallfassung eines viereckigen Kanaldeckels wohl so angehoben, dass ich mit meinem Laufschuh (zum Glück einem mit harter Frontkappe) vor die scharfkantige Spitze trat und lang auf die Nase flog. Im Schnee war das Teil nicht zu sehen. Also aufstehen und mal erst schauen was meinen Sturz verursacht hatte. Da ragte sie nun aus dem Schnee heraus, diese Metallspitze und ich machte mich daran sie vollends abzubrechen, nicht dass sich daran noch jemand verletzt. Wenn ich nicht diese Salomons angehabt hätte, wäre diese scharfe Metallspitze in meinem Fuß gelandet
Glück gehabt und auch sonst ist mir nichts passiert
Geholfen hat allerdings auch niemand
Nicht mal gefragt
Ja und dann lief ich weiter, über die Kreuzung und dort war, wie viele andere auch, eine Frau mit Schneeschieben beschäftigt. Als ich gerade an ihr vorbei lief, drehte sie sich blitzschnell mit ihrem metallischen Schneeschieber lang ausgefahren in Händen herum und machte sich daran mir die Unterschenkel abzutrennen
Zu meinem Glück erkannte ich die Situation spontan und sprang über das Tatwerkzeug drüber weg
Szenen wie in einem James Bondi Film
Jetzt waren es nur noch etwas mehr als zwei Kilometer bis nach Hause und hoffentlich ohne weitere Zwischenfälle
Geschafft
Anja war gerade mit Schneeschieben angefangen und so konnte ich direkt mit einsteigen
Auch mal was für den Oberkörper tun
Gymnastik, Obst, Joghurt und Körner
“They just couldn’t believe that someone would do all that running for no particular reason.” Forrest Gump