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Pale Blue Dot

Vor vie­len Jah­ren schau­te ich erst­mals den Film “Cont­act” mit Jodie Fos­ter in der Haupt­rol­le. In die­sem Sci­ence-Fic­tion-Film geht es kurz gesagt um den ers­ten Kon­takt zu frem­den Wesen und um den Dis­put zwi­schen Wis­sen­schaft und Glau­be

Der Autor des Dreh­buchs und auch des gleich­na­mi­gen Romans, war Carl Sagan, ein US ame­ri­ka­ni­scher Astro­nom, Astro­phy­si­ker, 
Exo­bio­lo­ge, Fern­seh­mo­de­ra­tor, Sach­buch­au­tor und eben auch Schrift­stel­ler

Zur Zeit höre ich wäh­rend mei­ner mor­gend­li­chen Jog­ging­run­den wie­der ein­mal den Pod­cast “Ster­nen­ge­schich­ten” und in einer der heu­ti­gen Fol­gen ging es auch um besag­ten Carl Sagan

Er hat­te dazu ange­regt, dass die NASA am 14. Febru­ar 1990 die Raum­son­de Voy­a­ger 1, nach Abschluss ihrer eigent­li­chen Auf­ga­ben, eine 180 Grad Dre­hung machen lässt und die Erde aus 6 Mil­li­ar­den Kilo­me­tern Ent­fer­nung foto­gra­fiert. Die bis­lang wei­tes­te Ent­fer­nung, von der aus ein Foto unse­res Pla­ne­ten gemacht wur­de

Ja, es ist die­ser klei­ne blass­blaue Punkt und so heißt das dama­li­ge Pro­jekt “Pale Blue Dot

Im Film “Cont­act” gibt es einen Satz, der mich sehr bewegt hat

„Wenn wir die Ein­zi­gen im Uni­ver­sum sind, ist das eine ziem­li­che Platz­ver­schwen­dung.“

Und das sehe ich auch so, wenn ich mir die­ses Foto von unse­rer Erde aus “nur” 6 Mil­li­ar­den Kilo­me­tern Ent­fer­nung anschaue. Und wenn ich dann wei­ter­hin sehe, wie wir mit unse­rer Erde und uns Men­schen umge­hen, dann kann ich nur ver­zwei­feln

Carl Sagan sag­te am 13. Okto­ber 1994 zu die­sem Bild der Erde fol­gen­des

„We suc­cee­ded in taking that pic­tu­re [from deep space], and, if you look at it, you see a dot. That’s here. That’s home. That’s us. On it, ever­yo­ne you ever heard of, every human being who ever lived, lived out their lives. The aggre­ga­te of all our joys and suf­fe­rings, thou­sands of con­fi­dent reli­gi­ons, ideo­lo­gies and eco­no­mic doc­tri­nes, every hun­ter and fora­ger, every hero and coward, every crea­tor and des­troy­er of civi­liza­ti­ons, every king and peasant, every young cou­ple in love, every hop­eful child, every mother and father, every inven­tor and explo­rer, every tea­cher of morals, every cor­rupt poli­ti­ci­an, every super­star, every supre­me lea­der, every saint and sin­ner in the histo­ry of our spe­ci­es, lived the­re on a mote of dust, sus­pen­ded in a sun­beam.
The earth is a very small stage in a vast cos­mic are­na. Think of the rivers of blood spil­led by all tho­se gene­rals and emper­ors so that in glo­ry and in tri­umph they could beco­me the momen­ta­ry mas­ters of a frac­tion of a dot. Think of the end­less cruel­ties visi­ted by the inha­bi­tants of one cor­ner of the dot on scar­ce­ly distin­gu­is­ha­ble inha­bi­tants of some other cor­ner of the dot. How fre­quent their misun­derstan­dings, how eager they are to kill one ano­ther, how fer­vent their hat­reds. Our pos­tu­ri­ngs, our ima­gi­ned self-importance, the delu­si­on that we have some pri­vi­le­ged posi­ti­on in the uni­ver­se, are chal­len­ged by this point of pale light.
Our pla­net is a lonely speck in the gre­at enve­lo­ping cos­mic dark. In our obscu­ri­ty — in all this vast­ness — the­re is no hint that help will come from else­whe­re to save us from our­sel­ves. It is up to us. It’s been said that astro­no­my is a humbling, and I might add, a cha­rac­ter-buil­ding expe­ri­ence. To my mind, the­re is per­haps no bet­ter demons­tra­ti­on of the fol­ly of human con­ceits than this distant image of our tiny world. To me, it unders­cores our respon­si­bi­li­ty to deal more kind­ly and com­pas­sio­na­te­ly with one ano­ther and to pre­ser­ve and che­rish that pale blue dot, the only home we’­ve ever known.


(Es ist uns gelun­gen, die­ses Bild [aus dem tie­fen Welt­raum] auf­zu­neh­men, und wenn man es betrach­tet, sieht man einen Punkt. [Die­ser Punkt] ist hier. Er ist unser Zuhau­se. Wir sind das. Dar­auf hat jeder, von dem ihr je gehört habt, jeder Mensch, der je gelebt hat, sein Leben gelebt. Die Gesamt­heit aller unse­rer Freu­den und Lei­den, Tau­sen­der von sich selbst über­zeug­ten Reli­gio­nen, Ideo­lo­gien und öko­no­mi­scher Dok­tri­nen, jeder Jäger und Samm­ler, jeder Held und Feig­ling, jeder Schöp­fer und Zer­stö­rer von Zivi­li­sa­tio­nen, jeder König und Bau­er, jedes ver­lieb­te jun­ge Paar, jedes hoff­nungs­vol­le Kind, jede Mut­ter, jeder Vater, jeder Erfin­der und Ent­de­cker, jeder Leh­rer der Moral, jeder kor­rup­te Poli­ti­ker, jeder Super­star, jeder obers­te Füh­rer, jeder Hei­li­ge und Sün­der in der Geschich­te unse­rer Spe­zi­es leb­te dort auf einem Staub­korn in einem Son­nen­strahl.
Die Erde ist eine sehr klei­ne Büh­ne in einer rie­si­gen kos­mi­schen Are­na. Den­ken Sie an die Strö­me des von all die­sen Gene­rä­len und Kai­sern ver­geu­de­ten Blu­tes, auf dass sie in Herr­lich­keit und Tri­umph für einen Moment Meis­ter eines Bruch­teils die­ses Punk­tes wür­den. Den­ken Sie an die end­lo­sen Grau­sam­kei­ten, die von den Bewoh­nern einer Ecke des Punk­tes an kaum unter­scheid­ba­ren Bewoh­nern einer ande­ren Ecke des Punk­tes began­gen wur­den. Wie häu­fig ihre Miss­ver­ständ­nis­se sind, wie eif­rig sie dar­in sind, ein­an­der zu töten, wie glü­hend ihr Hass ist. Unser [stol­zes] Posie­ren, unse­re ein­ge­bil­de­te Wich­tig­keit, unser Irr­tum einer pri­vi­le­gier­ten Posi­ti­on im Uni­ver­sum wird von die­sem blas­sen blau­en Punkt hel­len Lichts in Fra­ge gestellt.
Unser Pla­net ist eine ein­sa­me Flo­cke in der gro­ßen umhül­len­den kos­mi­schen Dun­kel­heit. In unse­rer Dun­kel­heit – in all die­ser Wei­te – gibt es kei­nen Hin­weis, dass Hil­fe von anders­wo kom­men wird, um uns vor uns selbst zu ret­ten. Man sag­te, dass Astro­no­mie eine beschei­den machen­de, und ich könn­te hin­zu­fü­gen, eine cha­rak­ter­bil­den­de Erfah­rung ist. Mei­ner Mei­nung nach gibt es viel­leicht kei­ne bes­se­re Demons­tra­ti­on der Dumm­heit der mensch­li­chen Ein­bil­dun­gen als die­ses fer­ne Bild von unse­rer klei­nen Welt. Mir unter­streicht sie unse­re Ver­ant­wor­tung, freund­schaft­li­cher und mit­leids­vol­ler mit­ein­an­der umzu­ge­hen und die­sen blass­blau­en Punkt, das ein­zi­ge Zuhau­se, das wir je gekannt haben, zu bewah­ren und zu pfle­gen.)“

Carl Sagan: „Speech at Cor­nell Uni­ver­si­ty, Octo­ber 13, 1994 (Öffent­li­che Vor­le­sung am 13. Okto­ber 1994 an der Cor­nell-Uni­ver­si­tät)“

Heu­te lief ich an Tag 2846 in Fol­ge und leg­te in die­ser Zeit 62484 Kilo­me­ter jog­gend zurück

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump

Eine Antwort auf „Pale Blue Dot“

Wow, groß­ar­tig.
…. und die so schö­nen Wor­te Carl Sagans haben heu­te noch mehr Bedeu­tung denn je.
Vie­len Dank und Gruß
Anja

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