Als ich am 02. Januar 2012 meinen auch am heutigen Tag immer noch laufenden Streak begann, war das Bisherige noch nicht in Planung und mir war auch keinesfalls bewusst, welchen Aufwand es dafür bedurfte und noch bedarf.
Heute versuche ich hier einmal zusammenzutragen, was rückwirkend betrachtet für die Umsetzung dieses Vorhabens meines “besonderen Run-Streaks” erforderlich war und noch ist.
Erst einmal zur Erinnerung was ein Run-Streak überhaupt ist
Bei einem Run-Streak, einer Laufserie ohne Pausentag, gilt es folgende Punkte einzuhalten:
- Jeden Tag wird
- zwischen 0 und 24:00 Uhr
- mindestens eine zusammenhängende Meile (entspricht 1,61 km)
- ohne technische Hilfsmittel (ausgenommen sind Prothesen) oder die Unterstützung fremder Personen
- gelaufen und die Serie entsprechend dokumentiert.
Bei meinem “besonderen Run-Streak” sind noch folgende Punkte hinzu gekommen:
- Mein Streak findet draußen bei Wind und Wetter statt.
- Nach derzeitiger Zielsetzung wird der Streak einen Tagesdurchschnitt von mindestens der Halbmarathondistanz (21,0975 km) für die Entfernung von zwei Erdumrundungen (80.153,2 km) haben und spätestens nach dem Erreichen dieses Zieles muss ich mir ein weiteres Ziel vorstellen.
- Es ist eine Laufserie und keine Gehenserie, Wander- oder Walkingserie. Das bedeutet, dass ich nur die gelaufenen Strecken zähle.
Wie war das damals, bevor aus meinem Run-Streak ein Ziel wurde?
Die Leser dieses Blogs aber auch Leser meines Buches “Lebenslauf — Kein Wettkampf” wissen, dass ich mit 160 kg Körpergewicht mal sehr stark übergewichtig war. Zusammen mit meiner Frau Anja plante ich abzunehmen und zwar mit Umstellung der Ernährung und zusätzlich mit Bewegung. Das war Ende des Jahres 2004. Ab dem neuen Jahr 2005 sollte es losgehen. Und so machten wir das. Unsere Bewegung formte sich, wie auch unsere Körper. Erst waren es tägliche Spaziergänge, dann Walking, Nordic-Walking, Power-Nordic-Walking und dann Laufen. Wir überlegten uns, wann für uns der beste Zeitpunkt am Tag war und legten uns auf den frühen Morgen fest. Der Zeitpunkt, bevor uns irgendetwas anderes dazwischen kommt. Das Ziel abzunehmen und aktiver zu werden war schon nach kurzer Zeit erreicht und das nächste Ziel kam in Sichtweite.
Das Ziel: Wie bleiben wir dabei?
Ich bin mir mittlerweile sicher, dass hier der Grundstein für viele unserer, beziehungsweise meiner Erfolge lag und liegt. Es ist diese Sache, bei der ich mir etwas überlege, Vor- und Nachteile überdenke, mir dann etwas vornehme und es mache. Und dann immer schön die Richtung beibehalten. Das sagt sich so einfach, scheint es aber nicht zu sein. Ein Beispiel (extrem): Nehmen wir einmal an du gehst im Urlaub auf Malle spazieren, hast kein Telefon dabei und zu Hause wird in deine Wohnung eingebrochen und zu allem Überfluss das ganze Haus abgefackelt. Irgendwann nach Stunden kommst du ins Hotel und vielleicht hat dort jemand von zu Hause für dich eine Nachricht hinterlassen, was zu Hause gerade für ein Mist passiert ist. Eine echt doofe Situation, aber konntest du etwas ändern, als du spazieren warst? Kannst du jetzt etwas ändern? Natürlich kannst du nichts ändern. Und in etwa so planten wir unsere Zeit für den Sport. Wir sind dann weg, nicht erreichbar. Wir sind nämlich nicht in der Lage etwas in diesem Moment zu ändern.
So wäre also schon mal erklärt, wie wir uns die Zeit dafür nehmen. Tja und dann stellt sich die Frage nach dem Durchhalten. Nun, wir hatten dieses Ziel mit Abnehmen und rein in die Bewegung erreicht, aber wie bleibt man da am Ball? Unsere Lösung für das Argument “keine Zeit” oder “mir kommt da immer was dazwischen” habe ich ja vorhin versucht zu erklären. Doch was ist mit “keine Lust”? Das ist doch ganz einfach. Wenn ich auf mein selbst gewähltes Ziel keine Lust habe, dann ist es doch nicht mein Ziel.
Dann fing es mit dem Run-Streak an
Ziel war es, jeden Tag Sport und nicht wieder in alte Muster zurück fallen. Und so wurde ich am 15. März 2008 auf das Internetforum www.streakrunner.de aufmerksam. Damals war ich zwar schon täglich mit Power-Nordic-Walking unterwegs, aber zeigte schon Interesse am täglichen Laufen, dem Run-Streak. Noch nicht mit dem heutigen Ziel, welches ich oben als meinen “besonderen Run-Streak” vorstellte. Es dauerte dann noch bis zum 02 Januar 2012, bis ich wirklich, meiner Meinung nach, alles abgewogen hatte. Keine Zeit und keine Lust fallen weg, das hatte ich schon erklärt. Zu überlegen waren noch die augenscheinlichen Dinge wie, was ist wenn man mal krank wird oder sich verletzt. Darüber musste ich mir klar werden, denn sonst wäre das Ziel kein wirkliches Ziel. Also startete ich Anfang Januar 2012 mit meinem täglichen Laufen.
Worauf musste ich achten?
Anfangs ist man “noch jung” und voller Testosteron, auch wenn ich zu Beginn meines Täglichlaufens oder Streakrunning, denn so nennt man den Run-Streak hier eingedeutscht, bereits 46 Jahre alt war. Zudem habe ich auch einige Vorerkrankungen, wegen denen ich Medikamente nehmen muss. Meine Lunge funktioniert nur zu ca 60% und mein Blutdruck wäre ohne Tabletten zu hoch. Im “Noch-jung-sein” besteht zudem die Gefahr, es zu schnell anzugehen und immer auf Dicken Macker zu machen. Doch bei so einem längerfristigen Vorhaben wie dem Täglichlaufen, läuft man sich ruckizucki durch unangemessenes Tempo oder viel zu lange Strecken eine Verletzung ins Fahrgestell. Dann ist schnell das Ende der Run-Streak erreicht und nichts ist gewonnen. Also probierte ich aus, indem ich am Nachmittag mit meiner Frau Anja und unserem Hund Paul noch wandern ging. Dabei spürte ich meinen Regenerationsstand und wie sich so das Allgemeinbefinden von Tag zu Tag entwickelte. Ich pendelte mich ein und als ich mich über Monate mit einem gewissen Maß an Strecke und bei einer moderaten Geschwindigkeit einfand, war ich schon auf einem guten Weg mir ein erstes Zwischenziel zu setzen. Meine erste Weltumrundung im Täglichlaufen sollte dieses Ziel sein. Ich erreichte es ohne nennenswerte zusätzlich Krankheit oder schlimme Verletzung nach 1.723 Tagen am 19. September 2016. Ok, es gab unterwegs Erkältungen und Fersensporne rechts wie links und allgemein Gelenkschmerzen, aber das bekam ich in den Griff.
Ein Einwurf: Allgemein empfehle ich, mir solche Dinge nicht nachzumachen. Ich sehe es so wie bei einem Hochseilartist im Zirkus. Die üben und üben und üben Tag für Tag mit einem Sicherungsnetz, um irgendwann ohne Netz ihr Ding zu machen.
Bis dahin lief ich eine durchschnittliche Streckenlänge von 23,26 km pro Tag und fühlte mich gut dabei. Ich war also etwas über zwei Kilometer im Durchschnitt über der Halbmarathondistanz pro Tag. In diesem Moment, als dieses Ziel der Strecke der Erdumrundung erreicht war, war allerdings kein Nachfolgeziel definiert und das reine Täglichlaufen war irgendwie kein wirkliches Ziel, damals jedenfalls noch nicht. Mein Kopf war leer und ich wurde krank. Meine Körper war durch ein Hepatitis E Virus angegriffen und ich musste ins Krankenhaus. Dort lief ich halt ums Krankenhaus eine Mindeststrecke von 2 km gegen den Rat der Ärzte [Ich verweise auf meinen Einwurf weiter oben] und legte mich dann wieder hin. Das alles ist aber eine andere von mir schon erzählte Geschichte. Ich entschloss mich dann, nachdem ich wieder gesund entlassen wurde, ein neues Ziel zu definieren. Das Ziel diese Erdumrundung zu wiederholen, ganz nach dem Motto “Was zu beweisen war” und zwar ohne mit der Durchschnittsdistanz unterhalb des Halbmarathon zu landen. Durch das Hepatitis E Virus, eine zwischenzeitliche Grippe und eine hartnäckige Nervenentzündung im rechten und linken Gesäß [Ich verweise auf meinen Einwurf weiter oben] wurde mein Durchschnitt mittlerweile auf 21,94 km pro Tag gedrückt. Ich experimentierte weiter mit dem Tempo und auch mit anderen Tapes an meinen Füßen, um kleine körperliche Fehlstellungen auszugleichen. Bisher funktioniert das wirklich gut und ich habe nur noch 9.899,2 km zu laufen. Zur Zeit laufe ich schon länger 22 km am Tag. Wenn ich das die nächsten 450 Tage mache, bin ich da und werde danach nur noch täglich laufen, ganz ohne Lang-Streckenziel, versprochen
Heute war es Tag 3202 mit 22 km und 70.254 km im Streak
ps. Ich lasse mich regelmäßig von meinem Hausarzt untersuchen, der mich schon länger kennt als ich mich selbst. Und einen guten Physiotherapeut kenne ich zur Not auch.