Meine Mutter ist vor kurzem 82 Jahre alt geworden und auf Grund der Corona-Situation haben Anja und ich uns seit dem Frühjahr nur auf Distanz mit ihr getroffen, bei ihr zu Hause, meine Mutter drinnen und wir draußen am Küchenfenster. Sonst haben wir beinahe täglich telefoniert und an manchen Tagen auch zweimal. Anja hat für sie die meisten Einkäufe erledigt und auch sonst ist sie auf Grund ihrer schlechten Beweglichkeit eher wenig raus gegangen und wenn, dann nur ein kurzes Stück.
Am 24. November saß meine Mutter zur Mittagszeit am Tisch und aß ihr Mittagessen, als ihr eingefallen ist, dass sie auf dem Tisch den Fragebogen für die Gas‑, Wasser‑, und Stromablesung liegen hatte. Sie unterbrach ihr Mittagessen und machte sich auf den Weg in den Keller. Aus besagtem Keller sollte sie sich eigentlich heraus halten, denn so eine Kellertreppe eines alten Hauses ist nichts für so alte Knochen. Sie dachte sich aber .…
Egal!
Am Ende der Kellertreppe bemerkte meine Mutter, dass sie alleine nicht mehr aufstehen konnte und auch von irgendwoher blutete. Sie hatte soeben einen klassischen Treppensturz hingelegt und das mit ihren zu diesem Tage knapp 82 Jahren. Sie fragte sich in diesem Moment, warum sie das überhaupt gemacht hat, weil Anja und ich eigentlich alles was den Keller und solche Dinge wie Verbrauchsdaten angeht erledigen und auch, ob sie diesen Sturz jetzt überleben werde. Sie erzählte mir einige Tage später, dass sie sehr große Angst hatte dort unten am Ende der Kellertreppe zu sterben, zumal wir an diesem Tage auch schon telefoniert hatten und erst am nächsten Tag wieder gesprochen hätten.
Der Schock und die Angst waren groß, doch sie hatte etwas dabei, was sie rettete. Ihren Notfallknopf der Johanniter Unfallhilfe am Handgelenk. Sie drückte diesen und eine nicht ganz so lange Zeit später kam ihr auch der Rettungsdienst zur Hilfe, rettete sie aus dieser Situation und brachte sie ins Krankenhaus, wo zwei gebrochene Wirbel und einige stumpfe Verletzungen diagnostiziert wurden. Ja und etwas mehr durcheinander als vor diesem Sturz ist sie seither auch.
Jetzt wurde sie am ersten Dezember an den zwei gebrochenen Wirbelkörpern operiert und am vierten Dezember wurde sie im Krankenhaus 82 Jahre alt. Ich war einmal im Krankenhaus, an dem Tag ihres Unfalls und Anja einige Tage später, um noch einmal einige Sachen dort abzugeben. Auf Grund der Corona-Situation ist ein ständiges Raus-und-Rein in ein Krankenhaus, genauso wie auch in ein Altenheim meiner Meinung nach nicht gerade sinnvoll.
Mein Telefonat mit Ärzten und dem sozialen Dienst des Krankenhauses hat folgendes ergeben: Meine Mutter soll um den 18. Dezember aus dem Krankenhaus entlassen werden und wie es momentan ausschaut, gibt es nun zwei Varianten, wie es mit ihr weiter geht. Entweder eine Kurzzeitpflege außer Haus, oder nach Hause und wir sorgen uns um sie, in Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst am Morgen und am Abend. Eine Pflegestufe hat sie schon erhalten, die hatte der soziale Dienst des Krankenhauses bereits beantragt und dann werden wir weitersehen. Sie und auch wir sind der Meinung, dass sie in ihrem zu Hause wohl noch zurechtkommen wird. Kleine Umräumungen waren erforderlich, das Bett von oben nach unten, alles ebenerdig erreichbar gemacht und die Kellertreppe sowie die Treppe in das obere Stockwerk werden wir vorerst mit gut sichtbaren HALT-Schildern versehen! Einen ganzen Schwung FFP2 Masken für Mutter und uns hat Anja schon bestellt, zusätzlich zu den kostenlosen der Bundesregierung, diese werden am Freitag wohl schon geliefert, da wir ja nun meiner Mutter etwas näher kommen werden müssen. Wir möchten das Risiko dennoch für uns alle möglichst gering halten.
Der Krankentransport lieferte sie pünktlich zu Hause ab und wir zeigten ihr unsere Umbaumaßnahmen. Dann ließen wir sie bis zum Abend alleine und telefonierten nur einmal kurz zwischendurch. Am Abend kam schon zum ersten Mal der Pflegedienst, welcher bereits alle weiteren Dinge wie Medikamentenbestellung, bestimmte Dinge für die Krankenversicherung, Pflegestufenkontrolle, Kontakt zu Hausarzt und so weiter erledigt hatte. Jetzt wurden mit meiner Mutter noch die Einzelheiten der Pflege besprochen und dann verabschiedete sich der Pflegedienst bis Morgen.
Übrigens war meine Mutter mit einigen Umräumaktionen scheinbar nicht so ganz einverstanden und hat diese in unserer Abwesenheit eigenhändig wieder rückgängig gemacht.
Wir dürfen gespannt bleiben, aber wir sind guter Dinge.
Ihr kennt das.