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Arne

Ich lief am Mor­gen mei­ne momen­tan übli­che Stre­cke in Rich­tung Len­nep. Die Son­ne war noch nicht auf­ge­gan­gen, es war knap­pe sechs Grad kalt und ich trab­te gera­de auf die Brü­cke über der Bal­kan­tras­se an der Rat­ten­burg zu. Von Wei­tem schon erkann­te ich am Rand eine ste­hen­de Per­son und neben ihr eini­ge dunk­le Gegen­stän­de

Doch als ich die Per­son erreich­te sah ich, dass neben der Per­son, einem Mann, wel­chen ich nor­ma­ler­wei­se immer an einer Bus­hal­te­stel­le in Wer­mels­kir­chen antref­fe, eine ande­re Per­son neben dem Asphalt der Bal­kan­tras­se im Gras lag. Ich stopp­te mei­nen Lauf und frag­te ob ich hel­fen kön­ne. Dort lag ein jun­ger Mann in sei­nem Schlaf­sack auf einer Unter­la­ge. Neben ihm sein Zeug, ein Trol­ley mit noch mehr Zeug und ein klei­ner Kocher. Er lächel­te mich an und mach­te nicht den Ein­druck, als ob es ihm schlecht ergin­ge. Ich frag­te “Alles klar?” und bekam von bei­den Per­so­nen ein kla­res “ja” zu hören. Dann frag­te ich wei­ter “Was gibt das denn hier?” und der jun­ge Mann in sei­nem Schlaf­sack ent­geg­ne­te mir freund­lich “Ich bin auf der Durch­rei­se und habe hier die Nacht ver­bracht.” Bei sechs Grad hier neben der Brü­cke? Und sie brau­chen kei­ne Hil­fe? “Nein — mir geht es gut, bes­ser als in einem Haus.” Ok — dann ist ja soweit alles in Ord­nung und falls sie den­noch Hil­fe benö­ti­gen, ich kom­me hier in gut einer Stun­de und zwan­zig Minu­ten wie­der vor­bei und bis dahin kön­nen sie es sich ja noch ein­mal über­le­gen

Ich lief also wei­ter…

Auf mei­nem Rück­weg hielt ich wie­der bei dem jun­gen Mann an. Er knie­te mit sei­nem Schlaf­sack um die Schul­tern gewor­fen und hat­te mitt­ler­wei­le sei­nen Kocher ange­zün­det. Auf dem Kocher köchel­te etwas, was so aus­sah wie ein klei­ner Pfann­ku­chen. Neben dem Kocher stand noch ein Glas mit einer Scho­ko­la­den­creme und er mein­te, dass dies für ihn ein ganz tol­les Früh­stück sei. Ich stell­te mich ihm mit mei­nem Namen vor, er heißt übri­gens Arne, und dann fing er an mir sei­ne Lebens­ge­schich­te zu erzäh­len. Dass er lie­ber auf der Stra­ße lebt und kreuz und quer durch die Lan­de tin­gelt. Er hat­te eini­ges zu erzäh­len und mir wur­de lang­sam schon kalt, als er zum Ende kam. Es war kei­ne trau­ri­ge Geschich­te. Er lebt auf einem ganz nied­ri­gen, so wie er sagt selbst gewähl­ten Niveau

Dann zog er sich sei­ne Müt­ze etwas tie­fer ins Gesicht und wir wünsch­ten uns gegen­sei­tig für die Zukunft alles Gute. Er biss nun in sei­nen Pfann­ku­chen und ich begann mei­ne mitt­ler­wei­le kalt gewor­de­nen Kno­chen lang­sam wie­der zu bewe­gen

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump