Wahlentscheidung in der Partnerschaft

Bin zwar noch nicht beringt, aber in einer Part­ner­schaft, die über 6 Jah­re funk­tio­niert, kann man wohl sagen, dass eine ähn­li­che gesell­schaft­li­che Welt­an­schau­ung durch­aus hilf­reich ist.

Ich muss ganz ehr­lich sein, dass ich nicht defi­ni­tiv weiß, was mei­ne bes­ser Hälf­te wählt. Wir ach­ten unse­re mensch­li­chen Grund­rech­te auch im gemein­sa­men Leben (hier das Wahl­ge­heim­nis). Aber natür­lich haben wir auf­grund unse­res gegen­sei­ti­gen Mei­nungs­aus­tauschs eine gro­be Vor­stel­lung, was der/die Ande­re wäh­len wird.

Eins wis­sen wir bei­de aber defi­ni­tiv: Wir wäh­len nicht die Pira­ten-Par­tei aus fol­gen­den Grün­den:
1. Unser Lebens­un­ter­halt wird (in Kür­ze) durch Copy­right-behaf­te­te Produkte/Inhalte erar­bei­tet. Frei­er Zugang zu Wis­sen ist zwar gut und schön. Sowas soll­te aber im Rah­men der Bil­dungs­po­li­tik statt­fin­den und nicht auf dubiö­sen Inter­net-Platt­for­men, deren Ange­bot weder inhalt­lich noch patent­recht­lich geprüft ist. (Ich mei­ne hier die Bereit­stel­lung von Wissen/Know How, nicht die von Mei­nun­gen.)
2. Die per­so­nel­le Struk­tur der Pira­ten­par­tei ist — mit Aus­nah­me der füh­ren­den Köp­fe — unbe­kannt. Man weiß nicht, was für Men­schen mit wel­chem Hin­ter­grund hier antre­ten… das führt zu
3. Wo posi­tio­niert sich die Pira­ten­par­tei? Links, Mit­te oder sogar Rechts. Erst vor Kur­zem wur­de in der rechts gerich­te­ten “Jun­gen Frei­heit” vom Vize­vor­sit­zen­den der PP ein Inter­view gege­ben. Anschlie­ßen­de Empö­rung über die Zei­tung vom Betrof­fe­nen spre­chen im Gerings­ten für eine sehr nai­ve Ahnungs­lo­sig­keit, im Ärgs­ten aber für Täu­schung.
4. Die Punk­te des Wahl­pro­gramms der PP sind in mei­nen Augen nur ein paar klei­ne poli­ti­sche Rand­no­ti­zen, um die Traum­welt der Web‑2.0‑Community hei­ler zu gestal­ten. Auch ich bin gegen jeg­li­che Form der Zen­sur, aber die­ser Wahl­punkt allein hilft den Men­schen nicht, im rea­len Leben einen gesi­cher­ten — west­li­chen Indus­trie­na­tio­nen ent­spre­chen­den — Stan­dard hal­ten zu kön­nen.

Lutz, tut mir Leid für die­sen lan­gen Text. Mir stößt schon seit der Euro­pa-Wahl die­ser eupho­risch kind­li­che Hype um die Pira­ten­par­tei im Web2.0 auf. Jetzt wo’s eh schon fast zu spät ist, mache ich mir halt mal Luft.

Fro­hes Wäh­len mor­gen. Bis zur letz­ten Hoch­rech­nung dür­fen wir wohl kei­ne Über­ra­schun­gen erwar­ten. Die kom­men dann erst ab Mon­tag… dann aber wohl eher von der unan­ge­neh­men Sor­te.