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Masood ist wieder da

Heu­te war ich um sechs­uhr­zwan­zig pünkt­lich am Treff­punkt um mei­ne Mit­läu­fer ein­zu­sam­meln

Bul­bul trat ans Auto (nicht vors Auto) und sag­te mir, dass auch Maso­od noch mit will

War­ten…

Da schau mal einer an, der “Urlau­ber” ist nach sei­ner zehn­tä­gi­gen Rei­se durch Nord­rhein West­fa­len und leicht über das Ziel hin­aus, wie­der zurück in sei­ner neu­en “Hei­mat”

Er hat es gar nicht bemerkt, dass er eigent­lich schon über die Gren­ze bei unse­ren Hol­län­di­schen Nach­barn war, als er mit Bekann­ten aus Kle­ve zu einer nur knapp zwan­zig Kilo­me­ter wei­ten Bahn­rei­se auf­ge­bro­chen ist

So kanns gehen, wenn man sich nicht aus­kennt in die­sem ver­wir­ren­den Euro­pa mit die­sen selbst für uns unver­ständ­li­chen Flücht­lings- und Asyl­re­geln

Schnipp…

Ok, er war fünf Minu­ten zu spät am Auto und dann sind wir los zur Tal­sper­re

Dort war­te­te nun Patrick auch fünf Minu­ten län­ger auf uns — logisch :roll:

Wir lie­fen los auf eine zehn Kilo­me­ter Stre­cke und unter­wegs wie­der­hol­ten wir das, was die Jungs ges­tern im Sprach­un­ter­richt hat­ten

Die Uhr­zeit

Wir übten zum Bei­spiel zwan­zign­ach­s­echs und fünf­vor­halb­sie­ben

Allei­ne schon, damit der Unter­schied ver­stan­den wird und damit ver­stan­den wird wes­halb Pünkt­lich­keit so wich­tig ist

Mor­gen ist also pünkt­li­ches Tref­fen um sechs­uhr­zwan­zig ange­sagt

Sagt Maso­od ;)

Als wir dann da so oben auf der Bal­kan­tras­se her­um­lie­fen kam uns Tat­ja­na ent­ge­gen. Sie schloss sich unse­rer Lauf­grup­pe an und wir beglei­te­ten Bul­bul und Maso­od bis nach Hau­se

Dann ver­ab­schie­de­te sich auch Tat­ja­na und ich lief mit Patrick zurück zur Tal­sper­re, wo ich Achim und Armin auf­ga­bel­te

Mit denen lief ich noch mal fünf Kilo­me­ter und zum Schluss noch mal fünf allei­ne

Stück­werk heu­te

Gym­nas­tik, Obst, Joghurt und Kör­ner

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump

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Von Wermelskirchen nach Kurigram

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Wäh­rend Bul­bul und ich nur sprach­kur­send durch die Wäl­der lie­fen, mach­ten Anja und Paul heu­te ihren Jubi­lä­ums­lauf

Die Zwei, Anja und Paul, lie­fen heu­te ihren zehn­tau­sends­ten Lauf­ki­lo­me­ter seit dem acht­und­zwan­zigs­ten März zwei­tau­send­und­drei­zehn ohne einen Tag Pau­se

Das ist unge­fähr die Ent­fer­nung von Wer­mels­kir­chen bis zum Hei­mat­ort von Bul­bul, Kuri­gram in Ban­gla­desch

Aller­dings nur über Umwe­ge durch die Län­der Tche­chi­en, Polen, Slo­wa­kei, Ukrai­ne, Rumä­ni­en, Bul­ga­ri­en, Tür­kei, Iran, Afgha­ni­stan, Paki­stan und Indi­en

Goog­le berech­net dafür eine Geh­zeit von zwei­tau­send­sie­ben­und­fünf­zig Stun­den, aber Anja und Paul haben die­se Stre­cke in ein­tau­send­und­sie­ben Stun­den gelau­fen

Aufnahme1

No Pro­blem

Gym­nas­tik, Obst, Joghurt und Kör­ner

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Ach der Herr ist auch mal wieder da

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Vor drei Wochen wur­de Anja im Café Inter­na­tio­nal von einem jun­gen Soma­li um Hil­fe gebe­ten

Er habe auf Grund der Ver­gan­gen­heit in sei­nem Land ver­ges­sen seit wann er hier sei und kön­ne nicht schla­fen und müs­se zu einem Arzt und über­haupt habe er unheim­li­che Angst vor der Poli­zei, weil er all sei­ne Papie­re ver­lo­ren habe…

Zudem sei er bestimmt schon lan­ge über­fäl­lig, was den nächs­ten Ter­min bei der Aus­län­der­be­hör­de angeht

Anja rief mich hin­zu und ich die Ansprech­part­ne­rin unse­rer Initia­ti­ve “Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen”

Jetzt ver­such­ten wir sein gebro­che­nes Eng­lisch zu ver­ste­hen und so kamen wir der Sache sei­ner Geschich­te auf den Grund

Schnel­les Han­deln war nun erfor­der­lich, denn ein ver­pass­ter Ter­min beim Aus­län­der­amt ist kein guter Beginn

Wir haben ver­ein­bart im Auf­trag der Initia­ti­ve einen anwalt­li­chen Rat ein­zu­ho­len, jedoch hat­te der ent­spre­chen­de Anwalt gera­de Urlaub und so hieß es erst ein­mal war­ten…

Einen Tag bevor der Anwalt wie­der aus dem Urlaub kam, bekam der jun­ge Soma­li eine erneu­te schrift­li­che Auf­for­de­rung zu einem Vor­sprech­termin beim Aus­län­der­amt

Wir lie­ßen also den Ter­min beim Anwalt und ich bot mich an mit dem jun­gen Mann nach Ber­gisch-Glad­bach zu fah­ren, um ihn bei dem Gespräch zu unter­stüt­zen, zu über­set­zen und dem Mit­ar­bei­ter des Amtes Din­ge zu erklä­ren

Heu­te sind wir also dort hin gefah­ren

Pünkt­lich um zehn­uhr­d­rei­ßig hol­te ich den jun­gen Soma­li in Beglei­tung von mei­nem Freund Dirk ab und wir düs­ten in die ent­fern­te Kreis­stadt Ber­gisch-Glad­bach

Nach vie­len Staus und roten Ampeln kamen wir fünf­und­vier­zig Minu­ten spä­ter pünkt­lich an und stel­len uns war­tend auf den Flur des Aus­län­der­am­tes

War­ten…

Dann kamen wir dran und die Dame vom Amt begrüß­te uns mit den Wor­ten

“Ach der Herr ist auch mal wie­der da — ist ja ein Ding”

Das ließ nichts Gutes erwar­ten und der jun­ge Soma­li wäre am liebs­ten vor Angst in mei­nem Ruck­sack ver­schwun­den

Ich beru­hig­te ihn und wir setz­ten uns hin zum Gespräch

Kei­ne Papie­re mehr

Kei­ne Ahnung was los war

Alles ver­ges­sen

Psy­chisch im Arsch

Angst

Und die Info der Dame vom Amt, dass er ja schon als ver­misst gemel­det sei

Und zum Schluss hat sich die Frau vom Amt doch dazu bereit erklärt dem jun­gen Soma­li noch eine drei­mo­na­ti­ge Auf­ent­halts­ge­stat­tung zu ertei­len

Sie hat uns geglaubt und sein Asyl­ver­fah­ren kann wei­ter gehen

Der jun­ge Soma­li hat auf der gan­zen Rück­fahrt immer wie­der gefragt, ob er jetzt wirk­lich kei­ne Angst mehr vor der Poli­zei haben müs­se

Nun die nächs­ten drei Mona­te nicht

Aber er muss sich jetzt zu einem Arzt bege­ben, um sei­ner Ver­gess­lich­keit auf den Grund zu gehen und die Ver­gan­gen­heit auf­zu­ar­bei­ten

Zudem habe ich jetzt erst mal die Betreu­ung für ihn über­nom­men, sofern er das möch­te und in Anspruch nimmt

stay tun­ed

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump