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Auf lange Sicht

In mei­nem letz­ten Beruf kam es immer dar­auf an, den Men­schen auf­zu­zei­gen, dass es kurz‑, mit­tel- und lang­fris­ti­ge Zie­le im Leben gibt und man dem­entspre­chend auch für die­se pla­nen kann und soll­te

Am 02. Janu­ar 2012 star­te­te ich anfangs recht ziel­los mei­nen ers­ten Run-Streak. Obwohl, ganz so ziel­los doch nicht, denn ich trat schon weit vor dem 02. Janu­ar 2012, näm­lich am 15. März 2008, dem Inter­net­fo­rum für Streak­run­ner auf www.streakrunner.de bei, war aber in den Jah­ren vor­her nicht wirk­lich über­zeugt davon, ob täg­li­ches Lau­fen wirk­lich mei­ne Sache sei. Also eine nicht ganz so kur­ze Vor­be­rei­tungs­zeit ;)

Na ja und so fing dann eben bekann­ter­ma­ßen alles am 02. Janu­ar 2012 mit Tag eins an

Ziel-Dau­er der Serie: Unbe­kannt

Ziel-Kilo­me­ter der Serie: Unbe­kannt

Eigent­lich wie das Leben, wenn ich mir das über­le­ge :denk:

Mit der Zeit flamm­ten immer wie­der klei­ne Zwi­schen­zie­le auf, wel­che es in die­ser ers­ten Serie zu errei­chen galt. Die ers­ten ein­hun­dert Tage am Stück, die ers­ten zwei­hun­dert Tage am Stück, die ers­ten drei­hun­dert Tage am Stück und dann kam das ers­te vol­le Jahr ohne einen Tag Pau­se. Leu­te, ich kann euch sagen, das war etwas ganz Beson­de­res für mich, aber bei den Täg­lich­läu­fern war das noch nichts wirk­lich Beson­de­res. Erst mit dem Jubi­lä­um zum Tag 400 in Fol­ge schrieb der lie­be Kurt ins Forum

Dann lief ich wei­ter und es kamen vie­le klei­ne Jubi­lä­en, denn die Täglichläufer*innen wis­sen, wie wich­tig die­se klei­nen Etap­pen für die gro­ße Serie sind. Unter­wegs erleb­te ich vie­le Din­ge, lern­te vie­le Men­schen ken­nen, lief auf vie­len Stre­cken hier in der Umge­bung und erreich­te am 19. Sep­tem­ber 2016 nach 1.723 Tagen lau­fen und erle­ben die für mich damals unvor­stell­ba­re Kilo­me­ter­zahl von 40.076,6 km, wel­che genau dem Erd­um­fang, an der wei­tes­ten Stel­le des Äqua­tors gemes­sen, ent­sprach. Ich ver­mu­te, dass man sich das Glücks­ge­fühl nach solch einer lan­gen Stre­cke und den vie­len Kilo­me­tern nicht so recht vor­stel­len kann, aber es war da

Was ich nach dem Ziel­durch­lauf bei einem Inter­view des West­deut­schen Rund­funks auf die Fra­ge „Ist denn jetzt Schluss mit der Lauf­e­rei?“ sag­te, denn ein Ziel­ein­lauf wäre es nur gewe­sen, wenn ich mei­ne Serie danach been­det hät­te, waren die Wor­te: „Nein, ich lauf ja mor­gen wie­der.“

Und so war es auch. Ich lief wei­ter täg­lich und bis heu­te. Ich traf unter­wegs ande­re Men­schen, lern­te neue Men­schen ken­nen, erleb­te ande­re Din­ge, mach­te Erfah­run­gen, gute und schlech­te, ich schrieb ein Buch dar­über, und ich lief. Jetzt ist in ver­mut­lich sech­zehn Tagen, wenn alles so wei­ter läuft, wie­der eine gro­ße Etap­pe erreicht, die 70.000 Kilo­me­ter in der Serie. Und weil es schein­bar schon so nor­mal ist, für mich und auch für ande­re Men­schen, dass ich jeden Tag mei­ne Stre­cke lau­fe, und weil wir auch gera­de Coro­na haben, und ich auf Grund mei­ner Lun­gen­er­kran­kung lie­ber allei­ne lau­fe, wird das wohl wie­der eher still mit­lau­fen. Doch dann sind es nur noch 10.076,6 Kilo­me­ter bis zur zwei­ten Welt­um­run­dung

Also ein eher kurz­fris­ti­ges Ziel

Es wird für mich wie­der span­nend

Und unter­wegs schaue ich jeden Mor­gen in die Unend­lich­keit

Heu­te war Tag 3175 und der Kilo­me­ter­stand 69.660

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump