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Ich zähle nur die Tage und die Kilometer

Es ist schon ein merk­wür­di­ges Hob­by, nur die Tage und Kilo­me­ter zu zäh­len. Zuerst denkt man beim Jog­gen, heu­te nen­nen sie es Lau­fen, doch an Start­num­mern, moti­vie­ren­de Zuschau­er an der Stre­cke, sich für eine per­sön­li­che Best­zeit zu ver­aus­ga­ben, an sei­ne Gren­zen zu lau­fen, man­che auch dar­über hin­aus, Medail­len und Urkun­den. Ja, das ist auch meist so, und damit iden­ti­fi­ziert sich der Lauf­sport. Das erken­ne ich in den vie­len Lauf-Com­mu­ni­ties der sozia­len Netz­wer­ke Tag für Tag. Letz­tens noch frag­te mich ein ande­rer Sport­ler danach, mit wel­cher Geschwin­dig­keit ich denn mei­ne Läu­fe mache, und ich ant­wor­te­te:

“Ich bin sehr schnell. Um es genau zu sagen, so schnell, dass ich jeden Tag recht­zei­tig zum Früh­stück zu Hau­se bin. Geschwin­dig­keit ist rela­tiv. Die Stre­cke jedes Ein­zel­nen ist unter­schied­lich, und die Gege­ben­hei­ten sind unter­schied­lich. Manch­mal über­ho­le ich ande­re Läu­fe­rin­nen, und oft wer­de ich von ande­ren Läu­fe­rin­nen über­holt. Ich lau­fe gera­de so schnell, dass ich das, was ich dort lau­fe, auch lau­fen kann, wobei ich mit ‘lau­fen’ nicht gehen und nicht wal­ken und nicht wan­dern mei­ne. Bes­te Grü­ße, Lutz”

Das ist natür­lich nicht die erwar­te­te Ant­wort. Ver­mut­lich wäre die Ant­wort einer 5er Pace oder einer 7er Pace das gewe­sen, womit mein Tun in die übli­chen Sport­ler­leis­tun­gen ein­sor­tier­ba­rer gewe­sen wäre. Wen inter­es­siert es schon, außer mei­ner Frau, ob ich recht­zei­tig zum Früh­stück vom Jog­gen zurück bin? Viel wich­ti­ger wäre es doch zu wis­sen, ob das, was ich da mache, mit der eige­nen sport­li­chen Leis­tung ver­gleich­bar wäre.

Ich weiß nicht, ob es so sein muss, dass man sich immer an der Leis­tung ande­rer ori­en­tiert. Klar ist, dass es bes­ser wäre, der schnel­le­re Läu­fer zu sein, wenn ein Löwe hin­ter mir und ande­ren Läu­fern her wäre. Soll der Löwe dann doch lie­ber zuerst die ande­ren errei­chen, und viel­leicht ist er dann auch schon satt, bevor er mich erreicht, doch bis­lang habe ich hier noch kei­nen Löwen gesich­tet. Viel­leicht ist die­ses täg­li­che Lau­fen aber auch gera­de gut, um in einer Not­si­tua­ti­on letz­te Reser­ven mobi­li­sie­ren zu kön­nen, aber das möch­te ich gar nicht aus­pro­bie­ren müs­sen.

Bis es dazu kommt und immer in der Hoff­nung, dass es nicht dazu kommt, zäh­le ich ledig­lich Tage und Kilo­me­ter.

Tag 4431 und 92.410,30 Kilo­me­ter.

Streak On.