Wenn ich etwas durch mein Täglichlaufen gelernt habe, dann das:
Wie so oft in den letzten 3053 Tagen lief es auch heute allgemein nicht so, wie ich es mir anfangs vorgestellt hatte. Müde war ich noch um 6:15 Uhr. Und so stolperte ich mit der Gewissheit vor die Haustür, dass alles gut wird. Wie immer. Noch schlapp vom Temperaturunterschied, gestern noch 17 Grad warm und heute 5 Grad kalt, regnerisch und sehr starker Wind, ach was schreibe ich hier, es war STURM. Ich trabe ganz langsam los, den Berg rauf bis in die Stadt. Das sind gute anderthalb Kilometer bergauf. Noch bin ich nicht wach. Jetzt laufe ich durch die erwachende Stadt, winke den üblichen Verdächtigen zu, dem Fahrer des weißen VW mit GL-DM, der Claudia in der Bäckerei und den vielen anderen auf ihren Wegen zur Arbeit. Routine. Zwischen Kilometer zwei und drei treffe ich meist auf Anja und Paul: “Und wie läuft´s?” Pfff … jetzt nur noch gut einen Kilometer bis ich durch die Stadt bin, an Frau Reinhold vorbei und dann wird es ruhig um mich. Rechts und links sind jetzt nur noch Bäume und sonst ist es still. Bis auf den Sturm, der an meinen Ohren vorbei saust und die Bäume in starke Schwingungen versetzt. Die letzten drei Tage liefen recht gut und rund. Heute nicht. Dabei stellte ich mir das für heute auch ganz anders vor. Aber wenn das Hier und Jetzt nicht deinen Vorstellungen entspricht, dann ändere deine Vorstellungen.
So schalte ich um, schalte von Laufen auf Bewegte-Meditation. “Lege eine andere Platte auf”. Hole mir Unterstützung von einem Audiomedium, lausche den Klängen und der Stimme und ändere meine Vorstellung. Der Sturm wird leiser…
Läuft
Auch an Tag 3053
Wieder 22 km
66974 km in der Serie
“They just couldn’t believe that someone would do all that running for no particular reason.” Forrest Gump