Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich mit besserer und ruhigerer Kommunikation bei unterschiedlichen Meinungen. Genauer gesagt seit 2015, als viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Es war damals nicht so einfach mit meinen simplen Möglichkeiten dem Hass und der Fehlinformation im Netz entgegenzutreten. Doch mit den Jahren hat sich meine Kommunikationsweise verbessert und gefestigt. Diskussionen führte ich ohne Themenwechsel und Ablenkungen durch, versuchte die Teilnehmer zu beruhigen und auch Verständnis für deren Sorgen aufzubringen. Das oberste Ziel war es immer möglichst ohne Streit zu einem Ergebnis zu kommen, für Verständnis auch anderer Sichtweisen zu werben, doch über augenscheinliche Lügen und Falschinformationen zu informieren, soweit es dafür Faktenfinder gab und den widerlichen Egoismus in den Argumenten aufzuzeigen
Irgendwann wurde es ruhiger um dieses Thema, vielleicht auch, weil viele keine Lust mehr hatten über dieses Thema zu diskutieren
Es gab nämlich plötzlich ein anderes Hauptthema für bestimmte Leute. Den Klimawandel. Anfangs wurde er komplett geleugnet und später wurde er als menschengemachter Klimawandel geleugnet. Ein Gesicht der Klimaschutzbewegung Fridays for Future mit ihrer Galionsfigur, der Schwedischen Schülerin Greta, wurde von Erwachsenen plump verhöhnt. Diese Erwachsenen machten sich lustig über das Engagement dieses mutigen Mädchens. Es ging also weiter mit der Diskutiererei, diesmal über den Klimawandel und Möglichkeiten diesen vielleicht noch zu bremsen. Es waren viele heiße Diskussionen mit oft den selben Teilnehmern wie beim Thema Flüchtlinge. Auch deren Argumente waren ähnlich egoistisch und zwar bis zum Frühjahr des Jahres 2020, seit Corona die Welt in Atem hält
Jetzt ging selbst den Egoisten anfangs die Muffe und sie machten sich das Höschen nass
Es ist schon eine wahre Wonne in diesem Netzwerk Facebook — Nicht
Selbst wenn ich mich auch noch so anstrenge höfliche, lösungsorientierte und sachliche Diskussionen zu führen, zusätzliche Informationen einbringe, welche zum Thema passen, es finden sich immer einige Vollhonks, welche einer Lösungsfindung oder einem Konsens im Wege stehen. Immer. Und die kommen dann auch immer mit den gleichen Plattitüden: “Meinungsfreiheit”, die ihnen gar niemand aberkennt, “aber die Flüchtlinge”, die bei JEDEM Thema plötzlich aufgetischt werden, “alles nur Betrug”, von irgendeiner größeren Macht oder der Regierung, “glaubst du das wirklich?”, als Frage, wenn man darum bittet Schutzmaßnahmen, wie das Tragen einer MNB, einzuhalten usw. Das ist kein Diskurs. Das ist verschwendete Zeit
Diese Menschen suchen nicht nach Lösungen. Diese Menschen suchen Streit, um ihren Aggressionen, entstanden durch deren Hilflosigkeit, freien Lauf zu lassen, jemanden mal so richtig rund zu machen, auch wenn es nur im Internet ist
Bisher hat mir die Diskutiererei auch ein Stück weit Spaß bereitet und meine Form darin verbessert. Aber so langsam ermüdet es sehr und es kostet vor allen Dingen viel meiner Zeit. Auch Anja beschwert sich hin und wieder, dass ich es doch mal gut sein lassen soll und viele ja auch gar nicht diskutieren und nur ihren Müll abladen wollen
Mich kotzt das ziemlich an und mehr und mehr denke ich darüber nach, ob ich es lassen soll, mit diesen Vollhonks zu diskutieren. Ich kann ihnen ihre Verschwörer lassen, ihre Maskenverweigerung, ihre schlechte Meinung über Fremde, ihre schlechte Laune. Mögen sie doch glücklich damit sein und vor allem Recht behalten und ihre Meinung
Soll ich nicht vielleicht lieber meine Läufe und Wanderungen machen, mich aus deren verkorksten Diskussionen heraus halten und mit einem Lächeln darüber hinwegsehen? Mein Leben funktioniert auch ohne diese Diskussionen
any answers?