Es ist kalt, bei uns vor der Haustür um 6:15 Uhr ‑4 Grad, und es ist nebelig
Anja läuft mit Paul wie üblich zehn Minuten vor mir los, während ich mir noch die lange Laufhose drüberziehe. Ich habe nun zwei Unterhemden an, darüber ein dickes Laufshirt, ein dünnes Laufshirt und eine Jacke. Eine knielange Sommerlaufhose, kompressionsstrümpfe, darüber eine lange Laufhose und damit ich so richtig cool aussehe noch eine bunte knielange drüber. Vor dem Mund, zum Schutz meiner eh schon defekten Atemwege, ein Tuch
Aber all das tolle Angeziehe und Gedöns nutz nix, wenn es draußen Waschküche hat und ich aus welchen Gründen auch immer keine Köpfhörer und kein Hörbuch dabei habe
Zu kalt war mir zu keiner Zeit
Zu langweilig war es mir von der ersten Minute bis fast zur letzten
Also laufe ich erst mal nur bis Lennep und dann wieder zurück
Ich treffe kaum jemanden unterwegs, bis ich wieder auf dem Rückweg bin und in die Nähe der Stadt komme
An der Kreuzung “Durchstich Eich” hatte ich eine rote Ampel. Zum Glück wieder eine Pause. Ich hielt an, machte zur Belustigung der anderen Passanten ein paar coole Bewegungen, wie sie Läufer gerne schon mal machen, und dann wunderte ich mich, dass an dem ersten Auto an der Ampel die Beifahrerscheibe runter geht
Eine Hand winkte mir zu und ich trat zum Fenster hin. Eine junge Frau lächelte mich an und rief mir zu, dass sie mich öfters durch die Stadt laufen sieht und wollte von mir wissen, wie weit ich denn immer so laufe
Ich laufe bis Lennep und zurück
Oh so weit? Ich finde das total toll, was sie da machen
Dann hupte der Wagen hinter ihr und sie fuhr davon
Für mich sind es jetzt noch etwas über einen Kilometer bis nach Hause und die Langeweile ist weg
Tag 2943 mit 64552 Kilometern
“They just couldn’t believe that someone would do all that running for no particular reason.” Forrest Gump