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Die Schalter

Snapseed

Ich lief in Rich­tung Bel­te­ner Stra­ße, da kam mir unter­wegs der Maso­od ent­ge­gen und lief mit mir wei­ter um Bul­bul abzu­ho­len

Wir drei mach­ten dann noch ein paar gemein­sa­me Kilo­me­ter, so dass jeder um die zehn zusam­men bekam

Mit Maso­od sprach ich über sei­nen Mit­be­woh­ner, der nicht aus dem Quark kommt. Er geht zwar täg­lich zur Sozi­al­ar­beit beim Bau­hof der Stadt auf einem soge­nann­ten 1 Euro Job, aber kommt bei der Alpha­be­ti­sie­rung in Ver­bin­dung mit der Sprach­schu­le nicht in Gang. Zudem hat sich ges­tern Maso­ods Nach­ba­rin über sei­nen Mit­be­woh­ner beschwert, weil er mit­ten in der Nacht sehr laut mit Kum­pels im Nach­bar­zim­mer tele­fo­niert, wäh­rend er ein Spiel auf sei­nem Smart­phone spielt. Sie kann so nicht schla­fen, was ja auch ver­ständ­lich ist. Wir haben es ihm ges­tern gesagt und hof­fen, dass er das auch ver­steht und Rück­sicht nimmt

Wer am Tag nicht genug zu tun hat, der ist in der Nacht eben viel zu aktiv, statt ein­fach zu schla­fen

Wir suchen noch nach sei­nem Schal­ter, dem Schal­ter, den wir umle­gen müs­sen, damit er anfängt in einen nor­ma­len Rhyth­mus zu kom­men

Bei den meis­ten unse­rer Trup­pe hat das ja schon sehr gut funk­tio­niert, aber es sind ja nicht alle Men­schen gleich

Mit Bul­bul sprach ich heu­te auch dar­über, ob er eine Idee habe, wie wir die Moti­va­ti­on ein­zel­ner Leu­te stei­gern kön­nen. Denn den gan­zen Tag auf die­ses Asyl­ver­fah­ren zu war­ten, ohne eine Auf­ga­be…

Das ist gro­ße Sche…

Nun denn — wir sind auf der Suche nach dem Schal­ter

Für Bul­bul heißt es heu­te erst mal einen Lebens­lauf zu schrei­ben und eine Bewer­bung auf eine Prak­ti­kan­ten­stel­le. Die bringt er gleich mit in die “Zweig­stel­le”, damit wir uns sei­ne Wer­ke ein­mal anschau­en kön­nen, bevor er sie ein­reicht

Als die bei­den mit ihrer Lauf­e­rei fer­tig waren, hat­te ich noch­mal gute zwölf Kilo­me­ter allei­ne zu lau­fen und ent­schied mich wie­der rauf nach Ber­gisch-Born zu crui­sen

Unter­wegs traf ich auf die­se eine älte­re wal­ken­de Dame, wel­che ich fast jeden Mor­gen dort antref­fe

Wir hat­ten sie eben schon unter der Brü­cke am Bel­ten getrof­fen und wir haben uns freund­lich einen guten Mor­gen gewünscht

Jetzt sprach sie mich an und freu­te sich dar­über, dass Bul­bul sie auch immer so freund­lich grü­ßen wür­de. Sonst wäre es ja im Moment nicht so toll. Erst in den ver­gan­ge­nen Tagen habe jemand bei einer Bekann­ten ein­ge­bro­chen und stand plötz­lich ein­fach in der Woh­nung, als sie mit ihrem Mann beim Früh­stück saß

Ich ant­wor­te­te ihr, dass die Leu­te mit denen ich zu tun habe alle recht freund­lich sind und dass es ja immer schon Ein­brü­che gege­ben habe. Anja und ich hat­ten im letz­ten Jahr auch schon am Haus von Bekann­ten zwei Ein­bre­cher auf fri­scher Tat ertappt

Aber sie mein­te wei­ter, dass ja jetzt so vie­le kom­men und des­halb…

Ich lief wei­ter Rich­tung Ber­gisch-Born und über­leg­te mir, was ich ihr gleich auf dem Rück­weg erzäh­len kön­ne, wenn ich sie wie­der tref­fe

Soll­te ich ihr erzäh­len, dass Ein­bre­cher das aus Armut oder Aus­gren­zung machen, soll­te ich ver­su­chen zu erklä­ren, dass es sich bei Ein­bre­chern nicht unwei­ger­lich um Asyl­su­chen­de oder Flücht­lin­ge han­deln muss

Soll­te ich ihren Schal­ter suchen? Den Schal­ter, den sie umle­gen kann um ihre Ängs­te zu besie­gen?

Ich glau­be so auf der Lauf­stre­cke zwi­schen­durch wird das nicht von Erfolg gekrönt

Um die­se Schal­ter zu fin­den bedarf es deut­lich mehr Zeit und Ruhe

Wie sagt Anja immer so rich­tig

“Du kannst nicht die gan­ze Welt ret­ten”

Gym­nas­tik, Obst, Joghurt und Kör­ner

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump