Auf der Wanderung im Gebiet der Großen Dhünntalsperre waren dabei: Thordis, Anja, Ali, Bulbul, Paul, Snörre und ich
“They just couldn’t believe that someone would do all that running for no particular reason.” Forrest Gump
Nun hat Bulbul erstmalig in seiner neuen Wohnung übernachtet und hatte auch gleich den besten Eindruck seiner wirklich zentralen Wohnlage
Ich lief also heute mal nicht in die Beltener Straße sondern nur bis zum Markt um ihn zu treffen
Vom Markt aus machten wir uns dann auf den Weg über die Berlinder Straße den “Kratzkopp” rauf und hier kamen uns Masood, Anja und Paul entgegen
Nach einer kurzen Begrüßung liefen Anja und Paul ihre Stadtrunden und Masood schloss sich Bulbul und mir an, um hinunter zur Eschbachtalsperre zu laufen
Dort drehten wir eine kleine Runde und trafen auf Anke und Bernd, die uns dann den Waldweg hinauf zur Oberstraße in Bergisch-Born begleiteten, wo sie unsere Laufgruppe wieder verließen
Ab hier ging es dann über die Balkantrasse zurück nach Wermelskirchen, wo ich erst Masood und etwas später Bulbul zu Hause ablieferte
Für die Beiden jeweils dreizehn Kilometer heute
Jetzt nur noch ein paar Schlenker durch die Stadt und an der B51 entlang bis Unterstraße, dann auf über die Balkantrasse und zum Abschluss die Runde durch Braunsberg
Fertig — 24,7 Kilometer
Ein abwechslungsreicher Morgen
Gymnastik, Obst, Joghurt und Körner
Und weil Bulbul auf Grund seiner ach so zentralen Wohnlage, direkt unter der Stadtkirche und ihren Glocken, eine schallende erste schlaflose Nacht verbrachte, bekommt er gleich ein sehr wichtiges Geschenk zum Selbstschutz
“They just couldn’t believe that someone would do all that running for no particular reason.” Forrest Gump
Vor einiger Zeit sprach ich mit Wolfgang über die Figurengruppe vor unserem Rathaus in Wermelskirchen
Wir wussten nicht, was diese seit Neunzehnhundertfünfundachtzig dort positionierte Gruppe aussagen wollte und dennoch vermuteten wir eine Parallele in die heutige Zeit
Es musste etwas mit Fremden zu tun haben
Ich hörte von Wolfgang, dass er glaubte jemanden zu kennen, der wisse was dahinter steckt
Doch ich war sehr ungeduldig und machte mich selbst auf die Suche nach der Geschichte der “Begegnung”
Über eine öffentliche Facebook-Frage bekam ich einen Hinweis auf den Künstler und machte mich im Internet auf die Suche nach ihm
Natürlich wurde ich rasch fündig und fragte ihn über Email nach der Geschichte seiner Kunst
Dies war seine Antwort…
“Hallo Herr Balschuweit
hier nun ein paar Gedanken zu meiner Figurengruppe “Begegnung” in Wermelskirchen.
1983 hatte die Stadt Wermelskirchen einen bundesweiten Kunstwettbewerb ausgelobt mit dem Ziel, vor dem neuen Rathaus/Bürgerzentrum eine Plastik zu installieren, die den Bezug zum Bürgerzentrum wiedergibt. Diesen Wettbewerb hatte ich gewonnen.1985 wurde die Figurengruppe aufgestellt und eingeweiht.
Zur Symbolik :
3 Frauen begegnen sich mehr oder weniger zufällig.
Zwei Frauen unterhalten sich über eine dritte.Die dritte ist eine Ausländerin/Türkin. Sie steht für eine soziale/gesellschaftliche Randgruppe. (In Wermelskirchen gab es damals ein großes Ausländerwohnheim/-zentrum).
Die Türkin nimmt das Gespräch wahr, das die beiden Deutschen Frauen führen, wagt aber nicht, sie dabei anzusehen.Ihre Fußhaltung ist eine “Fluchtstellung”, das heißt sie kann jederzeit aufstehen und weggehen.
Die sitzende deutsche ältere Frau hat eine andere Fußhaltung, eine sogenannte “Ruhestellung”. Sie zeigt, hier gehöre ich hin.
Das gleiche gilt für das stehende junge Mädchen hinter ihr.
Wie sich die beiden Deutschen über die Türkin unterhalten, ist Einstellungssache der Betrachter, da ich keinerlei Vorgaben gemacht habe.
Die Bänke, auf denen sie sitzen, lädt Passanten ein, hier zu verweilen.
Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass die beiden Bänke von oben gesehen, ein Fragezeichen bilden.
Die Frage lautet :
Wer schlägt die Brücke / überwindet die Kluft zwischen den Personen der beiden Bänken? Die ältere Deutsche oder das junge Mädchen?Oder ist es die hochschwangere Türkin?
Wie und was denken sie voneinander?
Die Bänke besitzen noch ein weiteres Symbol.
Vervollständigt man die runden Bänke zu jeweils einem Kreis, so sitzt die ältere Deutsche innerhalb des Kreises — das heißt sie ist geschützt wie in einer “Wagenburg”.
Die Türkin aber sitzt außerhalb des Kreises — das heißt sie ist angreifbar von allen Seiten.
Probieren Sie es aus, und Sie werden erleben, wie sehr Sie selbst Teil dieser Gesprächsrunde werden.
Somit geht meine Figurengruppe weit über herkömmliche oberflächliche Abbildhaftigkeiten hinaus!
Vielleicht habe ich Ihnen mit dieser Interpretation von meiner Figurengruppe ein wenig helfen können.
Mit freundlichen Grüßen
Lüder Seedorf”
Dies ist nun die Geschichte der “Begegnung” in Wermelskirchen
Und es zeigt sich, wie aktuell diese Figurengruppe in der heutigen Zeit der vielen geflüchteten und hier gestrandeten Menschen ist
Die, welche für viele eine Randgruppe bilden
Die, welche sich bisher nur bei wenigen Einheimischen getrauen sie einfach anzusprechen
Die, über die eventuell hinter vorgehaltener Hand geredet wird
Was denken sie voneinander?
Es stellen sich also damals wie heute die Fragen
Wer schlägt die Brücke zwischen den Personen?
Wer schafft es, die Vorurteile niederzuringen?
Wer macht den ersten Schritt aufeinander zu?
Viele haben aus der Vergangenheit gelernt und knüpfen bereits fleißig Kontakte
Das ist die Kunst, wie auch die Figuren der “Begegnung”
Jedoch gibt es auch die anderen, die es noch nicht verstanden haben, dass Gräben etwas sind worüber man Brücken schlägt und sie nicht einreißt
Das ist keine Kunst. Das ist nur niederträchtig