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Eine ganz neue Erfahrung

Rahul schläft ja jetzt schon in sei­ner ers­ten “eige­nen” noch unein­ge­rich­te­ten Woh­nung und wohnt nun andert­halb Kilo­me­ter von mir ent­fernt

Auf dem Weg zum “All­ge­mei­nen Treff­punkt” kommt er bei mir vor­bei und hat mich heu­te pünkt­lich abge­holt

Wir sind dann gemein­sam zum Treff­punkt geschlid­dert, denn es hat­te in der Nacht anstän­dig Boden­frost mit stel­len­wei­se Glatt­eis gege­ben

Für Rahul und die ande­ren Jungs aus Paki­stan, Ban­gla­desch und Mali eine ganz neue Erfah­rung

Als wir unver­un­fallt am Treff­punkt anka­men hat­te Rahul schon reich­lich brenz­li­che Situa­tio­nen durch­lau­fen und wuss­te wovor er die ande­ren war­nen muss­te

So trab­ten wir, Maso­od, Bul­bul, Malik, Rahul und ich gaa­anz lang­sam los

Und Rahul rief noch ganz hek­tisch in deut­scher Spra­che zu den bei­den Maso­od und Malik, wel­che vor uns her lie­fen

Achtung glattes Eis

Und im sel­ben Moment fuch­tel­te Maso­od schon wild mit den Armen und man sah den Licht­ke­gel sei­ner Stirn­lam­pe in alle Rich­tung schwen­ken

Da hat´s ihn dahin geschla­gen und Malik stand­rutsch­te eben­falls rudernd dane­ben

In so einem Moment ver­ges­sen ja alle ihre gute Kin­der­stu­be und lachen unge­bremst drauf los

Pas­siert und aus sowas lernt man unge­mein wir­kungs­voll

Die Fra­ge “What is that?” beant­wor­te­ten dann Bul­bul und Rahul

Ab die­sem Zeit­punkt lie­fen Malik und Maso­od nicht mehr vor­ne­weg ;)

Maso­od und Malik lie­fen gute vier­ein­halb Kilo­me­ter mit uns zusam­men auf der Bal­kan­tras­se in Rich­tung Len­nep und dreh­ten dann um. Wir ande­ren dreh­ten in Len­nep um

Rahul brach­te mich dann wie­der nach Hau­se und ist heu­te etwas über sechs­und­zwan­zig Kilo­me­ter gelau­fen

Alle Ach­tung!

Ich bin schon wie­der auf Mor­gen gespannt

Ach ja und so ziem­lich zum Schluss erzähl­te mir Rahul auch noch, wie Bul­bul ihm erzählt habe, dass ich ein guter Leh­rer für die deut­sche Spra­che sei — er müs­se aber mit mir lau­fen — lear­ning by doing

Gym­nas­tik, Obst, Joghurt und Kör­ner

“They just could­n’t belie­ve that someone would do all that run­ning for no par­ti­cu­lar reason.” For­rest Gump

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Ein Durcheinander

Der heu­ti­ge Mor­gen­lauf gestal­te­te sich etwas anders als geplant

Ges­tern Abend sprach mich Mat­thi­as im Café Inter­na­tio­nal der Initia­ti­ve “Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen” an und stell­te mir einen jun­gen Mann vor, der wohl mit unse­rer Lauf­trup­pe mit­lau­fen will. Mus­ta­fa. Er wohnt jetzt bei Mat­thi­as und so haben wir uns direkt für heu­te ver­ab­re­det, dass ich um 6:25 Uhr nah sei­nes neu­en zu Hau­ses am Dorf­brun­nen vor­bei­lau­fe und ihn abho­le

Soweit so gut

Vor­her woll­te mich aber Rahul um 6:15 Uhr bei mir zu Hau­se abho­len, weil er die ver­gan­ge­ne Nacht erst­ma­lig in sei­ner ers­ten eige­nen Woh­nung in Deutsch­land über­nach­tet hat­te und er von dort aus star­ten woll­te

Ich stand also um 6:15 Uhr an der Stra­ße und war­te­te auf Rahul.….….

Dann taps­te ich ihm ent­ge­gen, aber er war nicht zu sehen und so lief ich in Rich­tung Mus­ta­fa

Nach etwas über zwei Kilo­me­tern war ich da und sah nie­man­den auf mich war­ten. Es war aber so abge­spro­chen, dass ich nicht war­te son­dern direkt wei­ter zum Treff­punkt mit Bul­bul, Maso­od und Malik lau­fe

Da hat Mus­ta­fa direkt beim ers­ten Mal schon Pech und war auch im Nach­hin­ein geknickt, dass wir uns ver­passt hat­ten. Wie ich eben erfah­ren habe stand er eine Stra­ße wei­ter vor dem Haus von Mat­thi­as und hat gewar­tet. Abge­spro­chen war aller­dings der Dorf­brun­nen als Treff­punkt. Kann pas­sie­ren

Als ich dann nach gesamt drei­ein­halb Kilo­me­tern am Treff­punkt mit den ande­ren Jungs ankam, war Rahul auch schon da, er hat­te mich nur um drei Minu­ten ver­passt. Die Stre­cke zwi­schen sei­ner neu­en Woh­nung und mei­ner Woh­nung war wohl doch etwas wei­ter als er ver­mu­tet hat­te

Wir lie­fen dann als Lauf­grup­pe an der B51 ent­lang los in Rich­tung Len­nep, dreh­ten dann aber hin­ter Ber­gisch-Born wie­der um, um über die Bal­kan­tras­se zurück zu lau­fen

Nach gesamt drei­zehn Kilo­me­tern stie­gen Maso­od und Malik aus der Trup­pe aus und das war auch ganz gut so, denn wir hat­ten schon leich­te Bauch­schmer­zen vom Lachen unter­wegs

Wenn Malik dabei ist :roll:

https://www.instagram.com/p/BARKWc6w5DM

Bul­bul, Rahul und ich lie­fen danach eine Stadt­run­de und brach­ten nach gesamt ein­und­zwan­zig Kilo­me­tern Bul­bul nach Hau­se

Ab hier beweg­ten Rahul und ich uns nur noch in Rich­tung zu Hau­se

Auf dem Weg übten wir sol­che Sachen wie “um das Auto her­um lau­fen”, “an dem Restau­rant vor­bei lau­fen und dann wei­ter gera­de­aus”, “über den Zebra­strei­fen lau­fen und dann rechts wei­ter” oder “über den Kreis­ver­kehr gera­de­aus” und noch vie­le ande­re Din­ge die einem bei der Erklä­rung eines Weges behilf­lich sein kön­nen

Dann trenn­te ich mich von Rahul, dreh­te noch eine Run­de durch Brauns­berg und war nach fünf­und­zwan­zig Kilo­me­tern auch fer­tig

Was ein schö­nes Durch­ein­an­der

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in this house

Zum heu­ti­gen Lauf beglei­te­te mich wie­der Bul­bul, weil die ande­ren Jungs und auch Maso­od heu­te zum Aus­län­der­amt nach Ber­gisch-Glad­bach muss­ten

Am Treff­punkt, einem Mehr­fa­mi­li­en­haus der Stadt Wer­mels­kir­chen, in wel­chem zur Zeit aus­schließ­lich Flücht­lin­ge und Asyl­an­trag­stel­ler unter­ge­bracht sind, war­te­te ich ein paar Minu­ten auf den schnür­sen­kel­bin­den­den Bul­bul und sprach mit Maso­od. Ich wun­der­te mich über die Musik im Trep­pen­haus und frag­te ihn, wer da um halb sie­ben Uhr mor­gens so einen Krach ver­ur­sacht

“In this house is every day trou­ble, you know” … war die Ant­wort

Er lach­te mich an… ich schüt­tel­te wie üblich mit dem Kopf und ver­dreh­te die Augen

Dann zeig­te er mir den Mann, wel­cher betrun­ken und schla­fend mit sei­nem musik­plär­ren­den, afro­asia­ti­schem Musik­gut abspie­len­den Smart­phone im Trep­pen­haus saß

Maso­od und ich schau­ten uns wie­der an und grins­ten bei­de, wäh­rend wir bei­de laut vor uns hin spra­chen…

“In this house is every day trou­ble!”

Dann war Bul­bul fer­tig mit sei­nen Schnür­sen­keln

Wir lie­fen los…

Laber­stre­cke nach Len­nep und zurück

Sech­zehn­ein­halb Kilo­me­ter labernd mit Bul­bul über das The­ma “Köln” mit der abschlie­ßen­den Fra­ge von ihm an mich…

“Glauben die Leute jetzt, dass waren die Flüchtlinge-”

Ich konn­te ihm kei­ne gesi­cher­te Ant­wort geben, weil ich nicht “die Leu­te” bin und weil ich ihn nicht ent­täu­schen moch­te

Als ich ihn nach Hau­se brach­te ver­ab­re­de­ten wir uns für den Abend im Café Inter­na­tio­nal der Initia­ti­ve “Will­kom­men in Wer­mels­kir­chen”. Dann mach­te ich mich auf den Heim­weg und nach gut zwei­hun­dert Metern rief Bul­bul hin­ter mir her. Ich dreh­te wie­der um und neben ihm stand plötz­lich ein ganz tief­schwar­zer jun­ger Mann mit Lauf­schu­hen, einem Sweat­shirt und Hand­schu­hen

Er sag­te mir…

“I have no team”

…lach­te mich an und ich mach­te ihm deut­lich, dass er jetzt ein Team hat, wenn er Zeit und Lust hat

Dann gaben wir uns die­sen neu­mo­di­schen “Black-Hand­schlag” mit Hand­ge­ben, Hand­um­dre­hen und Faust an Faust und ich lief heim­wärts

Sei­nen Namen haben Bul­bul und ich nicht rich­tig ver­stan­den, aber er weiß ja wo er uns fin­det wenn er will

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